Spenden sammeln für notleidende Kinder Unterwegs mit Sternsingern durch Kempen

Kempen · In vielen Städten und Dörfern sind in diesen Tagen die Sternsinger unterwegs, um den Segen für das neue Jahr zu bringen und Spenden für Kinder in Not zu sammeln. Wir haben eine Gruppe in Kempen auf ihrem Weg von Tür zu Tür begleitet.

Jana (v.l.), Anna, Tom und Mara waren in Kempen als Sternsinger unterwegs und trugen den Segen fleißig von Haus zu Haus.

Foto: Birgitta Ronge

Die Krone sitzt noch nicht richtig. Am Freitag herrscht eisige Kälte, und die sechsjährige Mara kämpft mit ihren Haaren, der Mütze darüber und der Krone obendrauf, die immer wieder zur Seite rutscht. Mama Dorothee Welter hilft, bindet den Zopf tiefer, setzt Mara zuerst die Mütze und dann die Krone wieder auf. Die kleine Truppe zieht los.

Jana trägt den Stern. Die Neunjährige ist als Hirte verkleidet, hat sich ein braunes Kuschelfell über Pullover und Winterjacke geworfen. Ihr kleiner Bruder Tom, sechs Jahre alt, ist einer der Heiligen Drei Könige. Er ist der Jüngste der vier, kommt erst im Sommer in die Schule, hat aber schon die verantwortungsvollste Aufgabe: Tom trägt die Kasse. Denn die Sternsinger sind in einer wichtigen Mission unterwegs: Sie bringen heute den Segen für das neue Jahr zu den Menschen und schreiben „20 * C + M + B * 25“ neben die Haustüren. Die Abkürzung steht für „Christus mansionem benedicat“, das heißt: Christus segne dieses Haus. Dabei sammeln sie auch Spenden für notleidende Kinder.

Kreide und Aufkleber wurden
in der Propsteikirche gesegnet

Die Schwestern Anna (9) und Mara machen die Gruppe komplett. Auch sie sind, wie Tom, in Gewänder aus Samt gehüllt, die sie über ihre dicken Winterjacken gezogen haben. Die Kinder tragen Handschuhe, Schals und Mützen – und goldene Kronen, die sie selbst aus Pappe gebastelt und mit Glitzersteinen beklebt haben. Dorothee Welter geht mit, trägt in einer Tasche mit Sternsinger-Aufdruck die Utensilien: die Kreide, um den Segen anzuschreiben, und die Aufkleber mit dem Segen. Kreide und Aufkleber wurden beim Aussendungsgottesdienst am 28. Dezember in der Propsteikirche gesegnet, ebenso wie die Kinder, die in diesem Jahr an der Aktion in Kempen teilnehmen. Den Segen anzuschreiben, ist für die Kinder etwas Besonderes. Jeder möchte mal, und so wechseln sie sich ab.

Die Kinder haben sich drei Straßen vorgenommen. An der St.-Peterskirchstraße, der Wilmiusstraße und der Dinkelbergstraße wollen sie heute und am Sonntag sammeln. Als sie losziehen, werden sie schon angesprochen: „Kommt ihr auch gleich zu uns?“ Man merkt: Die Kempener warten schon auf den Besuch der Sternsinger.

Vor der ersten Haustür stellen sich die Kinder auf. Mara würde gern klingeln, ist aber noch zu klein, sie kommt nicht dran. Da muss eines der größeren Mädchen helfen. Als die Tür geöffnet wird, fangen die Kinder an zu singen: „Wir kommen daher aus dem Morgenland, wir kommen geführt von Gottes Hand.“ Zwei Strophen des traditionellen Sternsingerliedes tragen sie textsicher vor, bevor sie erklären, dass sie Spenden für notleidende Kinder in Brasilien und Ecuador sammeln. Die Kempener Spenden sind für das Bildungszentrum Centro Thomas-a-Kempis in Brasilien und das Kinderhaus Arbol de la Esperanza in Ecuador bestimmt. „Dürfen wir den Segen anschreiben?“, fragt Anna. „Ja sehr, sehr gerne!“, antwortet die Bewohnerin des Hauses, bevor sie eine Spende in Toms Kasse steckt.

Auf geht es zum nächsten Haus. „Was singen wir?“, überlegen die Kinder, kurz bevor sie klingeln. „Stern über Betlehem“, lautet der gemeinsame Beschluss. Auch das gelingt fehlerfrei. Mal singen sie das eine, mal das andere Lied. An den Türen hören ihnen die Menschen geduldig zu, viele stehen da und lächeln, bis die Kinder zu Ende gesungen haben, und loben: „Mensch, das habt ihr ja toll gemacht! Und die Kronen, habt ihr die selbst gebastelt? Toll!“ Mal wandern Münzen, mal ein Scheinchen in Toms Kasse, und an einigen Häusern gibt es auch etwas Süßes für die kleinen Segenbringer.

Anwohner Markus Bougie fühlt sich bei dem Anblick der kleinen Könige an seine eigene Sternsingerzeit erinnert, „als ich zehn, zwölf Jahre alt war, war ich auch dabei, hier in Kempen“, erzählt er. Und ja, das habe sehr viel Spaß gemacht. Auch Dorothee Welter, die heute als Begleitung mit ihren Töchtern unterwegs ist, war als Kind selbst als Sternsinger unterwegs. „Als ich dann selbst Kinder hatte, bin ich wieder so reingerutscht“, erzählt sie lachend. Das Dreikönigssingen sei toll, findet die Kempenerin. Indem man von Haus zu Haus gehe, könne man innerhalb kurzer Zeit sehr viele Menschen erreichen, um Spenden zu sammeln, „das ist schon eine gute Sache.“

Viele sind über Jahre dabei. Die heute neunjährige Anna zog im Alter von zwei Jahren zum ersten Mal als Sternsingerin mit – nicht im Buggy, sondern zu Fuß. Sieben Jahre später ist Anna immer noch begeisterte Sternsingerin. Warum? „Uns geht es hier so gut“, erklärt Anna, „und vielen Kindern in anderen Ländern geht es schlecht, das ist eigentlich gemein. Man sollte auch an die denken, denen es nicht so gut geht.“

Wo Menschen zu Hause sind, öffnen sich an diesem Nachmittag die Türen. Wer nicht zu Hause ist, bekommt vielleicht später noch einmal Besuch – die Kinder wollen nichts unversucht lassen und am liebsten an jedem Haus den Segen anschreiben. Von einem Haus wissen sie, dass sie auch hineingebeten werden, „eine Frau möchte immer, dass wir hineinkommen, uns neben der Krippe aufstellen und singen“, erzählt Dorothee Welter. Dass die Schuhe dreckig seien und man so ins Wohnzimmer stapfe, sei ihr egal. So sehr freue sie sich alljährlich über den Besuch der Sternsinger.