Streit um Baumfällungen in Monheim „Die Habitate für Insekten, Vögel und Kleintiere sind für immer verloren“

Monheim · Für einen neuen Radweg wurden Ende Dezember rund 60 Bäume gefällt. Der Nabu kritisiert das scharf und glaubt, dass es eine andere Lösung gegeben hätte. Die Stadt hingegen betont, dass die gefällten Bäume ersetzt werden.

Gegen die Baumfällungen kurz nach Weihnachten hat der Nabu vor Ort protestiert.

Foto: Nabu

Zwischen den Feiertagen hat die Stadt rund 60 Bäume und Strauchwerke fällen lassen. Weichen mussten sie für die Erneuerung und Aufwertung der Rheinuferstraße zwischen der Alfred-Nobel-Straße und dem Mäuseturm, wie die städtische Pressestelle mitteilt. Dort entsteht ein neuer Radweg mit beidseitigem Grünstreifen. Darüber hinaus stehen in der ersten Januarwoche Fällarbeiten im Grüngürtel am Knipprather Busch an. Die Fällungen sind notwendig, um den Schutz der Kunststoffdichtungsbahn der Deponie am Knipprather Busch zu gewährleisten, begründet die Stadt.

Dabei wurden bereits vor Weihnachten für die Umgestaltung des Parkplatzes am Landschaftspark Rheinbogen 20 Meter Hecke und elf Bäume entfernt. Die Bäume waren teilweise in ihrer Vitalität eingeschränkt oder durch andere fehlende Bäume nicht mehr ausreichend vor starken Böen geschützt, teilt die Stadt mit. Und sie betont: Alle entfernten Bäume, Hecken und Sträucher sollen in gleicher Anzahl und Größe am neugestalteten Parkplatz wieder einen Platz finden.

Scharfe Kritik an den Fällungen übt der Nabu in Monheim. „Bis die Neuanpflanzungen den Effekt der alten Bäume erreichen, dauert es Jahre“, erklären die Naturschützer. „Und: Mit den wertvollen Büschen und Gehölzen sind die Habitate für Insekten, Vögel und Kleintiere für immer verloren – der Artenschwund wird befeuert.“ Mit einem Banner und Plakaten zeigten Aktivisten und einige Anwohner kurz nach Weihnachten ihr Unverständnis über die Rodung der 60 Bäume zwischen Alfred-Nobel-Straße und dem Mäuseturm. Die Naturschützer kritisieren, dass wieder ein Radweg im Zusammenhang mit der Fällung angeführt wird. Dabei glauben die Aktivisten: „Mit gutem Willen hätte eine Lösung für Bäume, Straße und Radweg gefunden werden können.“

Am Creative Campus hat die Stadt Bäume fällen lassen.

Foto: Nabu

Die Stadt wiederum weist darauf hin, dass „in naher Zukunft“ 120 neue Bäume gepflanzt werden sollen. Sie seien für die Neugestaltung des Gewerbegebiets Creative Campus Monheim vorgesehen und sollen teilweise als Ersatzgrün für gefällte Bäume und Sträucher dienen. Auch sonst sei Monheim „eine grüne Stadt“. Im vergangenen Jahr seien laut Stadt 430 neue Bäume gepflanzt worden. Damit zähle das städtische Baumkataster aktuell mehr als 11.500 Bäume im Stadtgebiet.

Der Nabu zeigt sich davon wenig beeindruckt. Erst im November hatten Naturschützer mit einer größeren Aktion gegen Baumfällungen auf der Baumberger Chaussee protestiert. Dort sollen für einen Radschnellweg demnächst rund 50 Bäume weichen. Die Aktivisten hängten damals unter anderem rote Kreuze an die Bäume, die nach Planungen der Stadt bald weichen sollen. Außerdem brachten sie Plakate mit der Aufschrift „Bäume retten“ an. Eine lange Sichtbarkeit genoss die Aktion der Umweltschützer allerdings nicht: Wenige Stunde nach dem Protest verschwanden die Banner und Kreuze bereits. Wie die Stadt erklärte, habe sie die Banner abhängen lassen. Tatsächlich stellt das Aufstellen von Plakaten ohne Erlaubnis „eine Ordnungswidrigkeit gemäß Paragraf 59 Absatz 1 Nummer 1 des Straßen- und Wegegesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen (StrWG NRW)“ dar. Daraus habe man gelernt, sagt der Nabu nun. Bei der Protestaktion kurz nach Weihnachten habe man Banner und Plakate deshalb nicht mehr im öffentlichen Bereich aufgehängt. Man habe sich stattdessen dazu entschieden, persönlich vor Ort zu protestieren.

(grz/fbu)