Verein Paten indischer Kinder Ratinger besuchen Vereinsprojekte in Indien

Ratingen · Der Verein Paten indischer Kinder besuchte nach mehreren Jahren die Projekte vor Ort in Indien und stellt fest: Es hat sich viel verändert.

Für indische Straßenkinder wurde eine Unterkunft eingerichtet. Die Kinder freuten sich über die mitgebrachten Luftballons.

Foto: Paten indischer Kinder

(Red) Nach Corona-Restriktionen und persönlichen Einschränkungen konnte der Verein Paten indischer Kinder nach fast fünf Jahren in den letzten Wochen wieder einmal nach Indien fahren und die Projekte vor Ort besuchen.

In Madhya Pradesh, in der Schule in Rasodi, trafen die Reisenden Kindergarten- und Grundschul-Kinder, die sich freuen, dass der benachbarte Steinbruch nun stillgelegt wurde, und sie nicht mehr mit Störungen durch Explosionen rechnen müssen. „In Badi Dhamini trafen wir die Mädels aus dem von uns mit dem BMZ vor Jahren gebauten Internat; sie können jetzt an der auf dem Gelände befindlichen Schule ihren Abschluss in Klasse zwölf machen“, berichtet Rita Brazda, Vorsitzende des Vereins.

In Nizampet, Telangana, haben die Steyler eine Unterkunft für Drop-Outs, Waisen und andere Kinder, die sich an Buszentren und Bahnhöfen aufhielten, eingerichtet, wo sie gut versorgt werden und die benachbarte Schule besuchen, und somit einmal gute Möglichkeiten zu einem selbst bestimmten Leben haben. Mit den mitgebrachten Luftballons hatten sie schon einmal viel Spaß.

Vereinsmitglieder verschaffen sich vor Ort in Indien ein Bild über die unterstützten Projekte in der Schule Rasodi.

Foto: Paten indischer Kinder

In Jogipet gibt es eine
große Leprastation

Und in Jogipet gibt es eine große Leprastation. „Hier hatten wir vor Jahren schon neue Betten, Toiletten und Waschplätze finanziert. Einige der Bewohner müssen noch behandelt werden, wofür sich ein pensionierter Arzt auch seit Jahren kostenlos zur Verfügung stellt. Die meisten Bewohner sind ausgeheilt, werden aber von ihren Angehörigen aus (völlig unbegründeter) Angst vor möglicher Ansteckung nicht wieder aufgenommen. Fast alle haben Finger und Zehen durch die Krankheit eingebüßt und brauchen für ihre täglichen Verrichtungen Unterstützung“, erfuhren die Reisenden.

Nur noch selten pflügen die Bauern noch mit Ochsenkarren, oft sind Traktoren im Einsatz.

Foto: Paten indischer Kinder

Ganz interessant war für die Gruppe die Vorstellung des UDAY-Projects (Women Empowerment), der Steyler Schwestern in Bhopal. „Hier geht es nicht nur um Aufklärung der Frauen über ihre im Gesetz verankerten Rechte, sondern im Grunde um Fürsorge und Betreuung der ganzen Familien“, so Brazda. „Natürlich kümmert man sich dabei zuerst um die misshandelten Frauen (Survivors), bringt sie in Sicherheit, berät sie und bietet ihnen Hilfe in Selbsthilfegruppen. Aber man spricht auch die Männer an; erklärt ihnen die vom Gesetz verbrieften Rechte der Frauen und die Strafwürdigkeit ihrer Handlungen.“ Begleitet werden die dabei eingesetzten Sozialarbeiterinnen von Juristen und zu diesem Zweck speziell ausgebildeten Polizistinnen. In der Folge versuchen die Familien, die Ursachen der Aggressivität des Mannes zu erforschen. Der Ehemann wird dann auch zur Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe aufgefordert, wozu er in der Regel auch bereit ist. Das erklärte Ziel dabei ist, die Familie in bestmöglicher Harmonie zusammenbleiben zu lassen.

Mit dieser Vorgehensweise haben die Organisatoren in vielen Slums und Dörfern Einrichtungen geschaffen, die Fälle häuslicher Gewalt erheblich reduziert haben, sodass auch andere Städte und Dörfer an diesem Projekt interessiert sind; selbst in Amerika gebe es bereits Interessenten für dieses Modell; insbesondere, weil hierbei das Ziel ist, die Frauen zu schützen und die Männer mit ihren Problemen mit einzubeziehen.

Natürlich brauche es für solche Aktivitäten begleitendes Personal. „In Indien herrscht allerdings generell die Auffassung, dass jeweils die Kaste, Sippe und Familie für die Lösung interner Probleme zuständig sind. Das betrifft die Versorgung der alten Menschen, der Kranken und auch der Behinderten“, erklärt der Verein. So ist der Staat bei diesem Projekt bisher auch nur bereit, die im Projekt tätigen Polizistinnen zu bezahlen, nicht aber Sozialkräfte und Juristen, die solche Gruppen leiten und beraten. So bleibe bei diesem Projekt das Problem der Finanzierung der notwendigen Begleitpersonen.

Generell kann die Reisegruppe festhalten, dass sich in Indien viel getan habe, die Infrastruktur sei wesentlich verbessert, überall seien neue Autobahnen gebaut worden, die sich aus Mautgebühren refinanzieren; die immens gestiegene Anzahl von Mopeds zeige auch relativen Wohlstand der unteren Mittelschicht; und statt Holzpflügen, von Ochsen gezogen, seien immer mehr Traktoren und größeres landwirtschaftliches Gerät im Einsatz. In den Dörfern auf dem Land, wo der größte Teil der Bevölkerung lebe, begegneten die Ratinger weiterhin einfache Katen mit kleinen Gärten, die von den Frauen bestellt werden, die Männer seien meist als Tagelöhner in den Städten unterwegs.

(RP/abin/jün)