Die Tafel in Ratingen „Auf uns kann man zählen“

Ratingen · Während viele Tafeln an ihre Kapazitätsgrenze gelangen, steht die Ratinger Tafel noch vergleichsweise gut da. Was läuft in Ratingen anders?

Ingrid Bauer, Vorsitzende der Ratinger Tafel, möchte ihren Unterstützern danken. Mit ihrer Hilfe bleibt die Tafel ein zuverlässiger Partner.

Foto: Achim Blazy (abz)

Die Zahl der Bedürftigen, die regelmäßig bei den Tafeln ihren Lebensmittelbedarf aufstocken, steigt kontinuierlich. Im Gegenzug reduzieren immer mehr Lebensmittelmärkte ihre Bestellungen, haben am Ende weniger abzugeben. Für zahlreiche Tafel hat das zur Folge, dass sie Kunden abweisen müssen und lange Wartelisten haben. Nicht so in Ratingen. Was läuft hier anders?

Karl-Josef Hußmann, zweiter Vorsitzender der Ratinger Tafel, weiß um die Not in den benachbarten Regionen. „Supermärkte kaufen nur noch so viel ein, wie sie verkaufen wollen“, sagt er. Besonders in ländlichen Gebieten, in denen es nicht so viele Lebensmittelmärkte gibt, bekämen die Tafeln die Konsequenzen deutlich zu spüren.

„Wir legen seit 16 Jahren besonderen Wert darauf, dass wir verlässlich sind“, sagt Hußmann. Das heißt für die Ratinger Tafel auch, proaktiv vorzugehen. „Wir gehen jedem Warenangebot nach“, so Hußmann. Werden in und um Ratingen neue Lebensmittelmärkte eröffnet, sucht das Team der Tafel den Kontakt, stellt sich und die Arbeit vor, knüpft Kontakte.

550 Weihnachtsstüten hat die Tafel Ratingen an ihre Kunden ausgegeben.

Foto: Tafel Ratingen

Vier Fahrzeuge sind für die Ratinger Tafeln fast täglich im Einsatz. Dahinter steht ein umfangreiches Team engagierter Ehrenamtler. So können die Waren flexibel und zuverlässig abgeholt werden. Logistisch sei das nicht immer eine leichte Aufgabe. „Zurzeit holen wir rund zehn Tonnen Lebensmittel wöchentlich bei den Händlern in Ratingen, die uns Waren zur Verfügung stellen, ab“,erklärt Hußmann.

Ein weiteres Fahrzeug steht für Sondertouren bereit. So stellen Firmen hin und wieder palettenweise Ware aus Überproduktionen bereit. Diese werden vom Tafel-Dachverband verwaltet und in Zentrallagern untergebracht. „Der Dachverband meldet kurzfristig, welche Ware abholbereit ist“, erklärt der Ratinger. Jetzt heißt es, schnell zu sein: Ein Ehrenamtler durchforstet morgens die elektronische Post, trommelt bei Bedarf ein Team zusammen, das sich umgehend auf den Weg macht, um die Ware abzuholen.

Eine Aufgabe, die nicht nur ein hohes Maß an Flexibilität erfordert, sondern auch durchaus körperlich anstrengend ist. Wer Dutzende Kisten Konservendosen auf die Ladefläche des Transporters und wieder hinuntergewuchtet hat, der weiß, was er getan hat.

Viele Ehrenamtler entscheiden sich nach ihrem Berufsleben, ihre Zeit der Tafel zu widmen und bringen dementsprechend ein gewisses Alter mit. Da kommt es krankheitsbedingt schon mal zu Ausfällen. Rund 180 Helfer sind für die Tafel im Einsatz. Verstärkung, vor allem jüngere, wird trotzdem immer gebraucht.

„Es ist richtig, dass seit Beginn des Ukrainekrieges die Anzahl der Kunden deutlich gestiegen ist“, erklärt Hußmann. „Dank unserer seit 2021 bezogenen neuen Räume sind wir aber in der Lage, diese Kundensteigerungen zu bewältigen, wenn wir auch in den letzten Jahren teilweise an unsere Grenzen gestoßen sind.“ Aktuell bestünden keine Überlegungen, in der Tafel Ratingen, die Versorgung der Kunden mit Waren zu verändern, auch werden keine Aufnahmestopps in Betracht gezogen. Tatsächlich sei derzeit noch ausreichend Ware für die rund 550 regelmäßigen Besucher vorhanden, geringe Menge werden an Unterkünfte von Geflüchteten ausgeben.

Und sogar Bescherung gab es bei der Tafel. „Wir werden von zahlreichen Privatleuten und Firmen unterstützt“, so Hußmann. Und so wurden in den vergangenen Wochen in Ratinger Stuben fleißig Päckchen für die Tafel gepackt. Spielzeuge, kleine Geschenke und Lebensmittel erfreuten so die Beschenkten.

Dass die Ratinger Tafel also auch weiterhin verlässlich funktionieren und ihren erklärten Aufgaben – die Vernichtung von Lebensmitteln einzudämmen und Bedürftigen zu helfen – nachkommen kann, führt Hußmann vor allem auf eines zurück: „Den Standort. Ratingen ist eine soziale Stadt, und wir haben Rückhalt in der Bevölkerung und werden von lokalen Unternehmen unterstützt.“ Für Ingrid Bauer, Vorsitzende der Ratinger Tafel, keine Selbstverständlichkeit: „Unsere Unterstützer haben uns nicht im Stich gelassen. Dank ihrer Hilfe können die Menschen auch weiter auf uns zählen.“

(abin/)