Hoffnung für viele Frauen nicht nur in Düsseldorf Uniklinik kämpft gegen rätselhafte Frauenkrankheit
Düsseldorf · Sie ist mit großen Schmerzen verbunden und oft der Grund für eine ungewollte Kinderlosigkeit. Über die Ursachen von Endometriose weiß man aber kaum etwas. Das will man an der Uniklinik Düsseldorf nun ändern.
Wenn Frauen zu Tanja Fehm an die Uniklinik kommen, liegt meist schon eine qualvolle Odyssee hinter ihnen. „Obwohl viele Frauen betroffen sind, ist Endometriose eine Krankheit, die schwer zu diagnostizieren und zu behandeln ist“, sagt die Direktorin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Leiterin des Endometriose-Zentrums an der Uniklinik. Bis dahin denken viele Frauen meist, dass die quälenden Beschwerden, wenn sie ihre Periode bekommen oder Geschlechtsverkehr haben, normal sind. Dass sie zum Frausein dazugehören. Und dass es einfach länger dauert, bis es mit dem Kinderkriegen klappt.
Fehm weiß, dass es für Betroffene daher oft zu einer langen Wartezeit und zu großen Belastungen, „die die Lebensqualität vollständig beeinflussen können“, kommen kann. Es kann zu Erschöpfung, Schlafstörungen, Depressionen und ungewollter Kinderlosigkeit kommen. Und die Zahl der Betroffenen ist groß: In Deutschland gibt es zwei Millionen Betroffene, weltweit geht man von rund 190 Millionen Frauen aus.
In einem großen Forschungskonsortium will die Uniklinik nun mit verschiedenen Instituten in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt die Mechanismen erforschen, die zur Entstehung von Endometriose führen. Das Ministerium fördert das Projekt EndoFERT mit 3,39 Millionen Euro, wovon alleine 2,21 Millionen Euro nach Düsseldorf fließen.
Bei der chronisch verlaufenden Endometriose wächst gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe auch außerhalb der Gebärmutter. „Unter solchen Endometrioseherden leiden – in unterschiedlich starker Form – etwa zehn bis 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter“, sagt Professorin Tana Fehm. Doch woher kommt die Erkrankung? Wie entsteht sie? Und wieso betrifft sie manche Frauen und andere nicht? Das Hauptziel des Projekts ist es daher, die molekularen Mechanismen der Krankheit zu entschlüsseln und neue Therapieansätze zu finden, die die Behandlung verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen steigern können. Ziel ist es, Endometriose schneller und effektiver zu diagnostizieren sowie neue, personalisierte Therapieansätze zu entwickeln.
Ein wichtiger Teil des Projekts ist das Einrichten einer Biobank, in der Gewebeproben und Daten von Patientinnen gesammelt werden. Das soll helfen, neue biomolekulare Marker und Gemeinsamkeiten zu identifizieren. Moderne Technologien der Genetik, Zellforschung und auch Flüssigbiopsien sollen genutzt werden, um die biologischen Prozesse der Krankheit zu untersuchen und vor allem zu verstehen.
Erforscht werden sollen auch einfachere Diagnoseverfahren. „Wenn wir die biologischen Grundlagen der Erkrankung besser verstehen, können wir möglicherweise hierauf aufbauende Diagnoseverfahren entwickeln. Aktuell ist dafür noch das operative Verfahren der Bauchspiegelung – fachlich: Laparoskopie – notwendig, bei der minimal-invasiv kleine Hautschnitte notwendig sind“, sagt Professor Hans Neubauer von der Arbeitsgemeinschaft Translationale Gynäkoonkologie der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Uniklinik. Die damit verbundene Hoffnung ist es, in Zukunft Verfahren zu haben, bei denen man ganz auf einen solchen Eingriff verzichten kann.
Eine frühere Erkennung der Krankheit: Das ist Ziel eines anderen Projekts. Ein bundesweites Innovationsfondsprojekt unter Beteiligung der Barmer-Krankenkasse soll nun dazu beitragen, dass Menstruationsschmerzen gelindert und junge Frauen mit einem erhöhten Risiko für eine Endometriose frühzeitig erkannt und behandelt werden. „Häufig vergehen Jahre, bis eine Endometriose diagnostiziert und richtig behandelt wird. Mit unserem Projekt MeMäF möchten wir den Zeitraum bis zur richtigen Diagnose verkürzen sowie Mädchen und Frauen mit Menstruationsschmerzen unterstützen“, sagte João Rodrigues, NRW-Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW, anlässlich des Tags der Endometriose vor wenigen Tagen. Teilnehmen können Mädchen und Frauen zwischen 16 und 24 Jahren, die bei der Barmer versichert sind und unter Menstruationsschmerzen leiden.
Kernstück des Projekts ist eine Smartphone-App namens „period.“. Damit können Nutzerinnen ihre Menstruation sowie begleitende Symptome tracken. Zusätzlich finden sie Wissenswertes zum Zyklus, zu den Ursachen von Menstruationsschmerzen und zu Behandlungsansätzen. Die App bietet auch praktische Anleitungen zur Selbsthilfe bei Menstruationsbeschwerden. Nach drei Monaten werden App-Nutzerinnen, bei denen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Endometriose in der Entstehung befindet, identifiziert. Ein Teil der Nutzerinnen kann sich dann am Endometriose-Zentrum der Berliner Charité vorstellen.