1.Mai: „Politik machen heißt nicht sparen“
Düsseldorf. Europas Banken atmen dank Sparpaketen wieder auf, doch für den durchschnittlichen Arbeitnehmer bleibt nicht viel übrig — genau diese Art von Vernachlässigung in der Europapolitik ist bei der Kundgebung des DGB zentrales Thema gewesen.
Rund 5000 Besucher waren bei der Kundgebung im Hofgarten. Stände der Industriegewerkschaft Metall, der Arbeiterwohlfahrt oder der Internationalen Kinderhilfe auf der Reitallee informierten und sorgten fürs leibliche Wohl, während es Familien zu Hüpfburg und zum Spielmobil zog.
Dass hierzulande nach der Krise jedoch nicht in allen Bereichen eine solch uneingeschränkte Zufriedenheit existiert, darauf weist der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Industrie Michael Vassiliadis in seiner Rede hin. Zwar habe Deutschland die Euro-Krise verhältnismäßig gut überwunden und das sei durchaus lobenswert, gibt er zu.
Das Verzwickte sei nur, dass die vermeintlich gute Situation auf einer Sparpolitik beruhe, die auf Lohnkürzungen setze. Jetzt, wo der Markt wieder Zahlen des Aufschwungs vorweist, könne das aber nicht so bleiben. „Die Arbeiter haben einen wesentlichen Beitrag zum Aufschwung geleistet.
Wir müssen nun aufteilen, was gemeinsam erarbeitet wurde. Politik machen heißt nicht sparen!“, appellierte Vassiliadis stimmgewaltig und mit Beifall. Die Unsicherheiten in der Arbeitswelt sind auch für den freiberuflichen Musiklehrer Stefan Rüttgers (36) schon längst zu spüren: „Ich finde gar keine Möglichkeit auf Festanstellung.
Die Perspektive auf soziale Absicherung und eine gute Rente für mich sind lächerlich.“ Sich damit zu entschuldigen, dass die Situation in Deutschland besser sei als im Ausland, findet er unangemessen: „Das heißt ja nicht, dass hier überhaupt nichts verbesserungswürdig ist.“