Gastronomie Stockheim feiert das Jubiläum mit Verspätung

Düsseldorf · Das Traditionsunternehmen hat sich mit Carla Stockheim nach dem Insolvenzverfahren neu aufgestellt. Die 32-Jährige bringt neue Ideen mit.

Für den Schah von Persien und Kaiserin Soraya ließ Heinz Stockheim (hi., Mitte) vier süße Radschläger als Nachtisch servieren.

Foto: Stockheim

Viele Jahre lang war der Name Stockheim deutschlandweit eine große Nummer im Catering. Bahnhöfe, Messen und Flughäfen gehörten zum Gastronomie-Imperium. Dann geriet das Unternehmen in finanzielle Schieflage, es folgte eine Insolvenz in Eigenverantwortung. Darum ließ man das Firmenjubiläum im vergangenen Jahr ausfallen. Das holen Margret und Carla Stockheim, die beiden neuen Geschäftsführerinnen, am Wochenende nach. 70 plus 1 Jahre Stockheim wird in der Rheinterrasse gefeiert. Mit einem Tag der offenen Tür, einem Tanztee – und vielen Erinnerungen.

„Wir sind sozusagen zurück zu den Wurzeln gekehrt“, sagt Carla Stockheim, was bei der 32-Jährigen persönlich eher heißt, dass sie angekommen ist. Denn aufgewachsen ist Carla Stockheim auf Mallorca, zur Schule gegangen in England und das Medien- und Kommunikationsstudium hat sie in Barcelona abgeschlossen: „Danach war ich noch zwei Jahre lang in Guatemala.“ Vor fünf Jahren kam dann der Entschluss, in das Familienunternehmen einzusteigen, das sie nun gemeinsam mit ihrer Mutter führt.

Von 1200 Mitarbeitern sind noch 120 übrig geblieben

Während der Sanierung der Firma war die Stimmung nicht so, dass man bei Stockheim Lust zum Feiern hatte. Denn von den 1200 Mitarbeitern sind in den vergangenen drei Jahren nur noch 120 übrig geblieben. „Aber fast alle haben einen neuen Job gefunden“, freut sich Margret Stockheim. Allein 500 Mitarbeiter  beim Konkurrenten SSP. Mittlerweile konzentriert sich Stockheim auf die Rheinterrasse und die Messe sowie das Event-Catering. Alle anderen Gastronomien wurden abgegeben. Inzwischen befindet sich das Unternehmen sogar wieder auf Wachstumskurs und einige der früheren Mitarbeiter kehren zurück.

Immerhin ist die Zukunft des Traditionsunternehmens damit gesichert. Das hatte Heinz Stockheim 1948 in Grafenberg gegründet. Das Restaurant Wolfsschlucht war nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, schon dort fanden viele Karnevalssitzungen statt. Bis heute ist Stockheim eng mit dem Winterbrauchtum verbunden.

Margret und Tochter Carla Stockheim haben inzwischen gemeinsam die Geschäftsführung des Unternehmens übernommen.

Foto: Stockheim

Bald kamen weitere Betriebe hinzu, darunter die Rheinterrasse Benrath, die Rheinhalle oder das Café Stockheim oder das Restaurant in der Alten Messe. 1955 übernahm Stockheim die Gastronomie im Düsseldorfer Hauptbahnhof. Es folgten Messe und Stadthalle, 1972 wurde die Rheinterrasse übernommen, die bis heute so etwas wie das Herz des Unternehmens ist.

Mit der Systemgastronomie folgte eine weitere Expansion. Bis zum Flughafenbrand 1996 war Stockheim der einzige Caterer am Airport. Auch  der Flughafen Köln/ Bonn , die Messe Hamburg oder die Hauptbahnhöfe in Köln und Hamburg-Altona gehörten zu dem Gastro-Imperium, ebenso wie der Rheinturm.

Auch die Queen und Kaiserin Soraya wurden verpflegt

Daneben konzentrierte sich Stockheim auf das Catering bei Top-Events. Im Schloss Benrath wurden Queen Elizabeth II oder der Schah von Persien mit Kaiserin Soraya verpflegt. Im Gästebuch finden sich viele berühmte Namen von Konrad Adenauer bis zu Theodor Heuss. Und natürlich jede Menge Schauspiel-Prominenz. Denn bereits mehrfach wurde der Deutsche Fernsehpreis in der Rheinterrasse verliehen.

2017 kam die Krise, Stockheim musste einen Insolvenzantrag stellen, konnte die Sanierung aber in Eigenregie durchführen. Mit Erfolg, denn inzwischen ist das Verfahren endgültig  abgeschlossen. Das war mit tiefen Einschnitten verbunden. „Wir haben den gesamten Bereich der Systemgastronomie verkauft“, erklärt Carla Stockheim.

Die 32-Jährige hat ihre eigene Philosophie mitgebracht: „Gastronomie muss Herzenssache sein. Und der Gast ist König.“ Der Biergarten wurde komplett neu gestaltet und hat mit „Rheinblick 33“ einen eigenen Namen bekommen. Entwickelt haben die beiden Geschäftsführerinnen auch neue und moderne Catering-Konzepte, die am Sonntag vorgestellt werden. Die heißen „Heimatliebe“ oder „Greenolution“ und sollen die Brücke zwischen Tradition und Zukunft schlagen. Und auch der traditionelle Tanztee kommt wieder: „Allerdings als Tanztee 3.0. Lassen Sie sich überraschen.“