Schule Abitur: Der Wechsel zu G9 hat seine Tücken — auch für die G8er

Düsseldorf · Im letzten G8-Jahrgang sollte man nicht sitzen bleiben, sonst drohen zehn Jahre Gymnasium. Abi 2026 fällt aus.

Wann die Düsseldorfer Schüler ihr Abitur schreiben, ist je nach Jahrgang ungewiss. Foto: Armin Weigel/dpa

Foto: dpa/Armin Weigel

Nächstes Jahr im Sommer wird offiziell die Umstellung der Gymnasien in Nordrhein-Westfalen auf „G9“, also von acht auf neun Schuljahre vollzogen. Das betrifft dann die neuen Fünftklässler, aber rückwirkend auch die Schüler, die dieses Jahr (2018) aufs Gymnasium gekommen sind und 2019 in Stufe 6 kommen. Nach wie vor spricht alles dafür, dass alle Gymnasien in Düsseldorf den Wechsel auf G9 mitmachen, Schuldezernent Burkhard Hintzsche bekräftigte gerade erst, dass kein Gymnasium ein „Verbleib bei G8-Signal“ sende. Allerdings sind so einige Details und Folgen  für den schulischen Alltag durch die Umstellung  noch ungeklärt. Und das betrifft nicht nur die G9-Rückkehrer, sondern auch den letzten G8-Jahrgang. Also die Kinder, die im Sommer 2017 neu in Stufe 5 gekommen sind. Sie sollten tunlichst bis zu ihrem Abitur 2025 nicht sitzenbleiben.

Warum? Weil sie bei einer „Ehrenrunde“ gleich „G10“ buchen würden. Denn sie rutschen ja in die G9-Laufbahn hinunter und gehen demnach zehn Jahre bis zum Abitur aufs Gymnasium. Das Schulministerium jedenfalls hat selbst noch keine durchgängig klare Regelung für den letzten G8-Jahrgang gefunden.

Ein G8-Gymnasium bleibt, „G10“ oder zur Gesamtschule?

Ministeriumssprecher Jörg Harm sagt auf WZ-Anfrage, die Überarbeitung der Lehrpläne (für G9) und der Ausbildungs- und Prüfungsordnung laufe noch. Dabei werde auch vertieft, was mit den Schülern des letzten G8-Jahrganges geschehe, wenn deren Versetzung bedroht sei. Es werde vor allem darum gehen, dass die Gymnasien durch frühzeitige Fördermaßnahmen Klassenwiederholungen möglichst vermeiden. Wenn freilich eine Versetzung unmöglich ist, „mag der doppelte Zeitgewinn durch die Wiederholung der Klasse sowie das zusätzliche Jahr in G9 für die erfolgreiche Fortsetzung des Bildungsgangs hilfreich sein“. Kurzum: Dann geht das Kind eben zwei Jahre länger zur Schule.

Welche Alternativen gibt es? Naheliegend ist natürlich der Wechsel auf eine Gesamtschule, auf der es ja immer beim Abitur nach der Klasse 13 geblieben ist. G8-Schüler könnten in den allermeisten Fällen in die nächsthöhere Stufe auf der Gesamtschule wechseln. Das Problem: Die Gesamtschulen in Düsseldorf sind rappelvoll, vor allem in den Klassen 5 bis 10.

Denkbar wäre auch, dass zentral eine oder mehrere Sitzenbleiberklassen eingerichtet werden, die die Betroffenen aller Düsseldorfer Gymnasien aufnehmen. In Niedersachsen nannte man sie für Zehntklässler bei der Rückkehr zu G9  „Brücken-Oberstufe“. Eine weitere Option ergäbe sich, wenn doch noch ein Gymnasium in Düsseldorf bei G8 bleiben würde, es könnte dann die Sitzenbleiber  in neun Jahren zum Abitur führen.

In ein paar Jahren erst werden weitere Folgen der G8-G9-Umtellung spürbar. So haben auch Realschüler ein Problem, die 2023 nach Klasse 10 und mit ihrem erfolgreichen Schulabschluss in der Tasche  aufs Gymnasium wechseln, um das Abitur zu machen. Mit den G8ern in Klasse 11 gehen können Sie nicht, weil für sie drei Jahre gymnasiale Oberstufe vorgeschrieben sind. Wiederholen sie aber Klasse 10 auf dem Gymnasium, haben sie noch vier Schuljahre vor sich.

Bemerkenswert ist, dass das Schulministerium all diese Fragen offenbar nicht wirklich auf dem Zettel hatte - obwohl sie bereits in anderen Bundesländern wie Niedersachsen aufgetaucht sind.

Und noch etwas kommt hinzu: 2026 wird es an keinem Gymnasium einen Abitur-Jahrgang geben, die letzten G8er erlangen 2025, die ersten G9er 2027 die Hochschulreife. Das beschert der Wirtschaft einen verschärften Azubi-Mangel. Und verschafft den Universitäten  etwas Luft. Schon wird spekuliert, ob man zum Wintersemester 26/27 bessere Chancen auf einen Studienplatz in Numerus-Clausus-Fächern hat...