Prozess Abrechnungsbetrug: Raab-Kollege sagt gegen ihn aus
Der Zahnmediziner hatte den Ex-Chef der Unikliniken angezeigt.
Düsseldorf. Im Prozess gegen den ehemaligen Chef der Unikliniken, Professor Wolfgang Raab, hat am Freitag der Hauptbelastungszeuge ausgesagt. Der Zahnmediziner, der 2009 nach Düsseldorf kam und die kommissarische Leitung der Zahnklinik übernahm, hatte die Ermittlungen gegen Raab erst ins Rollen gebracht, indem er ihn beim Landeskriminalamt anzeigte. Vor Gericht würdigten sich die Kollegen keines Blickes.
Als Ärztlicher Direktor betrieb Raab in den Räumen der Uni jahrelang eine zahnärztliche Privatambulanz. Die Arbeit soll er laut Anklage aber nicht selbst erbracht haben — ein Oberarzt, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter eigentlich für ganz andere Aufgaben zuständig gewesen sei, habe die Patienten behandelt. Der Uni-Klinik soll dadurch ein Schaden von rund 350 000 Euro entstanden sein.
Der Zeuge berichtete am Freitag, ihm seien schon bald Unregelmäßigkeiten im Klinikbetrieb aufgefallen — vor allem, als es um den Einsatz des wissenschaftlichen Mitarbeiters ging. „Raab sagte mir immer wieder, mit diesem Mitarbeiter hätte ich nichts zu tun. Der sei dem Dekanat unterstellt“, berichtete er. Tatsächlich aber habe er ausschließlich in Raabs Privatambulanz gearbeitet. Weil der Arzt deshalb mehrfach Besprechungen anberaumt hatte — auch auf Vorstandsebene —, sei es 2011 zur „verbalen Hinrichtung“ gekommen, bei der Raab 20 Minuten lang geschrien habe. „Er warf mir vor, ich torpediere seine Privatambulanz.“
Der Zeuge berichtete weiter, Raab habe Patienten an ihm vorbei in die Privatambulanz geschleust. „Ich habe mich gewundert, warum ich so wenige Patienten sehe“, sagt er. Als er Raab zur Rede stellte, habe der ihm weisgemacht, ein neuer Arzt müsse sich erst einmal einen Namen machen, dann kämen auch die Patienten. Um die Unregelmäßigkeiten zu beweisen, hatte der Arzt schließlich Patientenakten aus der Privatambulanz abfotografiert. Dafür, so gab er auf Nachfrage der Verteidigung zu, habe er den Schlüssel für den Aktenschrank aus der Schreibtischschublade von Raabs Sekretärin genommen.
Am vergangenen Verhandlungstag hatte die Verteidigung Zahlen vorgelegt, wonach der Schaden geringer ausfallen könnte als ursprünglich angesetzt. Im Vorfeld der gestrigen Verhandlung gab es dann ein Rechtsgespräch, über das bisher keine Details bekannt sind. Es scheint aber möglich, dass das Verfahren gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt werden kann.