Düsseldorf-Unterrath Pfarrer Bodo Kaiser verlässt Unterrath
Die Profil- und Standortveränderungen in seiner Kirchengemeinde passen nicht mehr ins Berufsbild des 53-Jährigen. Anfang März wird der Pfarrer nach 22 Jahren verabschiedet.
Unterrath. Bodo Kaiser befindet sich in diesen Tagen im „Abschiedsmodus“. Der Pfarrer aus Unterrath verlässt seine Gemeinde nach 22 Jahren. Anfang März wird er von seinen Aufgaben entpflichtet. „Das Bild dieser Gemeinde verändert sich und mein Bild einer lebendigen Volkskirche bekomme ich nicht mehr überein mit den Profil- und Standortentscheidungen der vergangenen Jahre“, sagt der 53-jährige Kirchenmann, dessen neue Arbeitsstelle außerhalb von Düsseldorf liegt.
Da die Gemeinden immer weniger Geld zur Verfügung haben und zudem sinkende Mitgliederzahlen verzeichnen, wurde vor vier Jahren eine Reihe von Gemeindefusionen angestoßen. Auch in Unterrath, wo sich das Kirchenleben künftig auf die Petruskirche an der Straße Am Röttchen konzentrieren wird. Die Pauluskirche am Diezelweg, in der Bodo Kaiser zu Hause war, soll im Mai entwidmet werden. „Ich möchte friedlich gehen und nicht nachtreten“, sagt der Pfarrer, der seine Enttäuschung über die Entwicklung aber dennoch nicht verbergen kann.
Leicht fällt der Abschied vor allem nicht, weil ihm die Menschen in Unterrath fehlen werden: „Hier gibt es gebaute Strukturen. Der Gemeindeaufbau ist einfach und effektiv. Von der Taufe über die Kita bis zum Ehrenamtlichen und darüber hinaus habe ich in meiner Zeit hier viele Menschen begleitet. Man nimmt Anteil an diesen Geschichten und ist mit den Menschen verbunden.“
Doch die strukturellen Veränderungen passen letztlich nicht mehr mit Kaisers Vorstellungen überein. Das Gemeindehaus am Diezelweg wird aufgegeben, was mit der Pauluskirche geschieht, ist noch offen. Der scheidende Pfarrer hofft, dass vielleicht eine Gemeinde anderer Konfession den Kirchenraum nutzen wird. „Viele Menschen werden nicht wandern“, glaubt Bodo Kaiser und spricht damit die Gottesdienste an, die fortan ausschließlich in der Petruskirche gehalten werden.
Auch die vielen Gruppen und Kreise, die ebenfalls am Diezelweg keinen Platz mehr haben, werden in der Zukunft wahrscheinlich nicht mehr in derselben Form fortgesetzt werden können. Die Konzentration der Gemeindearbeit in und um die Petruskirche hat Kaiser seit Anbeginn der Diskussion über die Zukunft nicht gefallen. Für einen angemessenen Betrieb wird dort „auf der Wiese entlang der Mauer ein Gemeindesaal mit Nebenräumen errichtet“, wie es im Protokoll des Unterrather Presbyteriums zu lesen ist.
„Die Aufgabe der Pauluskirche ist schädigend für das Gemeindeleben“, sagt der gebürtige Essener, der jedoch hofft, dass seine Sorgen um die Zukunft der Unterrather Gemeinde unbegründet sind und die „bodenständige Arbeit“ erhalten bleibt. „Allerdings befürchte ich ein Mittelalter-Modell mit einer Verkürzung unseres Auftrags. Nur noch Verkündigung? Dann wird ein Pfarrer schnell zum Sonntagsredner“, sagt Bodo Kaiser. „Ich verlasse eine Struktur, die mich nicht mehr glücklich macht.“
Irgendwie passt der „Tapetenwechsel“ gut zum Jahr des Reformationsjubiläums, wie Kaiser sagt. Sowohl für sich als auch für die Unterrather Kirchengemeinde: „Das Jubiläum ist ein guter Schub, um sich Gedanken über das eigene Profil zu machen.“ Er selbst wird das Geschehen in Unterrath weiter verfolgen und hofft, dass seine Sorgen um das Gemeindeleben mittel- und langfristig letztlich doch unbegründet sind.
Für Bodo Kaiser selbst ist nun die Zeit des Abschieds gekommen — und zugleich der Neubeginn in einer anderen Gemeinde. Dort, so sagt er, bietet sich ihm das Bild der lebendigen Volkskirche.