Abrupter Chef-Wechsel am Flughafen

Der Airport will wachsen — mitten im Verfahren wird jetzt überraschend der Chef ausgetauscht.

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Düsseldorf. Die Meldung kam um 16.30 Uhr per Mail — und überraschte auch viele sonst gut informierte Beobachter: Mitten im schwierigen und hochsensiblen Genehmigungsverfahren für mehr Flüge, gibt es beim Flughafen einen Chef-Wechsel.

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Nach nur 16 Monaten im Amt gibt Ludger Dohm sein Amt als Geschäftsführer ab. In einer Pressemitteilung ist die Rede von einer Trennung in „gegenseitigem Einvernehmen“.

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Dass es jenseits des offiziellen Sprechs hinter den Kulissen eine gewisse Unzufriedenheit mit Dohms Arbeit gegeben haben muss, erschließt sich schon aus seiner kurzen Amtszeit. Branchenüblich sind in solchen Positionen Verträge mit fünfjähriger Laufzeit. Bei einer einvernehmlichen Trennung dürfte Dohm — der von BP geholt worden war — also eine entsprechend hohe Abfindung erhalten. Über die konkreten Modalitäten schweigen sich alle Beteiligten freilich aus.

Warum also dieser kostspielige Schritt? Eine offizielle Antwort dazu gibt es nicht. Weder vom Flughafen noch von dessen Gesellschaftern. Dohm selber sagt nur: „Die Gründe sind vielschichtig und vertraulich.“

Klar ist, dass sich der Flughafen zurzeit in einer extrem wichtigen und schwierigen Phase befindet. Durch die Nähe zur Stadt und die begrenzten Platzverhältnisse hat er kaum Wachstumsmöglichkeiten. Aktuell versucht er eine neue Betriebsgenehmigung zu erreichen, die ihm erlauben würde, deutlich mehr Flüge auf den vorhandenen zwei Bahnen abzuwickeln — und zwar 60 statt wie bisher 47 in den Spitzenzeiten. Auf das ganze Jahr gesehen soll so die Gesamtkapazität um satte 16 Prozent wachsen.

Das ist für die Stadt, aber auch für die ganze Region von großer Bedeutung: Mehr als 17 000 Menschen haben direkt am Flughafen ihren Arbeitsplatz, weitere 2700 in der Airport City — so steht es in einer Studie der IHK. Und: Mehr Flugverkehr werde zu weiteren Arbeitsplätzen führen. Die wird es nicht geben, wenn der Flughafen mit seinem Antrag auf eine neue Genehmigung scheitert. Und der ist kein Selbstläufer: Hart ist der Widerstand von Fluglärmgegnern — butterweich hingegen der Rückhalt in der Politik, weil viele Politiker fürchten, mit einem klaren Bekenntnis zu einem wachsenden Flughafen Wähler zu vergrätzen.

In dieser Situation kommt es vor allem auf die richtige Kommunikation und entschiedenes Auftreten an — intern wie extern. Und offenbar glauben die Gesellschafter (je zur Hälfte die Stadt und die Airport Partners GmbH), Dohm sei dafür nicht der richtige Mann.

Die Nachfolge wird intern geregelt: Thomas Schnalke, seit 2001 Mitglied der Geschäftsführung und zeitweise auch kommissarischer Chef, wird nun dauerhaft Sprecher der Geschäftsführung — nachdem er bei der Chef-Suche vor zwei Jahren nicht zum Zuge gekommen war. Zum Arbeitsdirektor und Co-Geschäftsführer wurde Michael Hanné (bisher Bereichsleiter) ernannt.