Seniorenfahrten Abzocke bei Kaffeefahrten: Experte erklärt, wie man sich schützt

Düsseldorf · Im Zentrum plus der Awo sprach Hauptkommissar Lutz Türk über Tricks und Maschen – und über eine Dose Linsen.

 Teilnehmer der Info-Veranstaltung im Zentrum plus Flingern der Awo.

Teilnehmer der Info-Veranstaltung im Zentrum plus Flingern der Awo.

Foto: AWO Düsseldorf/NN

Kaffeefahrten waren immer schon ein beliebtes Mittel, arglosen Teilnehmern völlig überteuerte und mitunter auch wertlose Produkte anzudrehen. Zielgruppe solcher Angebote sind häufig Senioren, die gerne Tagestouren für kleines Geld unternehmen, sind sie doch ein wenig Abwechslung im Alltag.

„Kaffeefahrten sind kein Relikt aus den 90ern. Noch 2012 sammelten täglich 400 Busse Teilnehmer für Kaffeefahrten ein“, erklärt Kriminalhauptkommissar Lutz Türk den Zuhörern bei einer Info-Veranstaltung im Zentrum plus der Awo in Flingern. Seit 21 Jahren ist der 59-jährige gebürtige Krefelder bei der Polizei Düsseldorf zuständig für die präventive Beratung von Senioren. Im Zentrum plus ist Lutz Türk nicht zum ersten Mal. Regelmäßig bietet er dort Infoveranstaltungen an. Denn ältere Menschen sind besonders oft Opfer von Tricksern, Betrügern und Dieben.

 Lutz Türk mit zwei „Geschenken“ von einer Kaffeefahrt.

Lutz Türk mit zwei „Geschenken“ von einer Kaffeefahrt.

Foto: AWO Düsseldorf/NN

Lutz Türk holt sein Publikum auf Augenhöhe ab. Der erhobene Zeigefinger ist nicht sein Ding. Zum Einstieg stellt er sich selbst kurz vor. „Ich muss die Damen leider enttäuschen, ich bin verheiratet und wenn Sie fragen, ob ich glücklich bin, verweigere ich dazu die Aussage“. Der sympathische Hauptkommissar verrät dann noch, dass er in Mettmann auf einem alten Bauernhof lebe. „Zur Miete“, wie er schmunzelnd betont. Er ist Vater eines 17-jährigen Sohnes und sei zunächst skeptisch gewesen, als man ihn vor rund zwei Jahrzehnten gebeten hat, „nach einem Intermezzo beim LKA“ die präventive Beratung von Senioren zu übernehmen. „Ich war eher so ein unkonventioneller Typ, mit Ring im Ohr und raspelkurzen blonden Haaren“. Man merkt ihm an, dass er sich in diese Aufgabe eingelebt hat und sie auch gerne macht.

Natürlich habe er auch selbst an einer Kaffeefahrt teilgenommen, stellt Lutz Türk klar. 1999 sei das gewesen. Da zahlte man noch mit Mark statt Euro. Der Tagestripp mit Ziel Koblenz schlug mit 19,90 D-Mark zu Buche. Auch von einem Schiff war die Rede. „Um 6.30 Uhr ging die Bustour in Düsseldorf los“, berichtet Lutz Türk. Das vermeintliche „Schiff“ entpuppte sich als Parkplatz vor einer abgelegenen Gaststätte, der „aus welchen Gründen auch immer“, so Türk, diesen Namen trug. Für eine inzwischen eingestellte Polizeizeitschrift, die an Bürger verteilt wurde, hatte Lutz Türk einen kurzweiligen Artikel über diese Kaffeefahrt geschrieben, den er den Teilnehmern der Infoveranstaltung vorträgt.

Der Verkäufer habe sich Chris genannt und sei rhetorisch bestens geschult gewesen. „Ich habe von ihm einiges gelernt“, bilanziert der Hauptkommissar. Beispielsweise Senioren, die sich unterhalten und den Vortrag stören, einfach streng und wortlos anzusehen. „Die Herrschaften am Nebentisch werden dann das Maßregeln übernehmen, weil sie ja weiter zuhören wollen“, bringt er diese Strategie auf den Punkt.

Der Verkäufer Chris habe im Verlauf der Veranstaltung den Teilnehmern ein völlig nutzloses und überteuertes Sauerstoffgerät für schlanke 1398 Mark angedreht, sei sogar noch um 300 DM vom Preis herunter gegangen. „Zehn Senioren haben das Ding dann auch tatsächlich gekauft“, erinnert sich Türk.

Danach wurden noch weitere vermeintliche „Schnäppchen“, wie billige Sonnenbrillen, Putzmittel etc. unters Volk gebracht. Das angeblich kostenlose reichhaltige Frühstück entpuppte sich als Kännchen Kaffee (6 DM) mit einem belegten Brötchen (4 DM). Das ebenfalls „kostenlose Mittagessen zum Mitnehmen“, war eine Dose Linsen oder wahlweise weiße Bohnen. Die hatte Türk am Donnerstag auch dabei, ebenso wie den „Handstaubsauger“, den er als Geschenk bekommen hatte, der sich aber als Krümelbürste herausstellte.

Lutz Türk rät: „Wenn Sie an einer Kaffeefahrt teilnehmen möchten, weil es eine preiswerte Möglichkeit ist, mal raus zu kommen, dann bleiben Sie wachsam und kritisch. Kaufen Sie keine überteuerten Produkte ein.“ Leider gingen die meisten Touren in sehr einsame Gegenden, führt er weiter aus. „Haben Sie keine Angst, der Busfahrer muss Sie wieder mit zurücknehmen. Gehen Sie einfach spazieren, wenn Ihnen das Angebot nicht gefällt“, rät der Experte.

Die Verbraucherzentrale NRW bietet unter dem Stichwort „Kaffeefahrten“ rechtliche Informationen.