Verkehr ADFC testet Umweltspur Merowingerstraße: 500 Meter sind noch nicht genug

Düsseldorf · Am Montag rollte der Verkehr auf der Merowingerstraße gut. Das reicht den Radfahrern aber nicht.

Häufiges Problem auf der Umweltspur Merowingerstraße: Zwei Autos wechseln zu spät von der Umweltspur nach links auf die Autospur.

Foto: Carolin Scholz

Das erste Problem zeigt sich gleich am Anfang. Wie fährt man eigentlich mit dem Rad auf die neue Umweltspur auf der Merowingerstraße auf? Die vielen Autos, die vom Südring auf die Straße Richtung Innenstadt brausen, wechseln oft erst spät die Spur – und nehmen noch ein Stück Umweltspur mit. Ist man erstmal drauf, stören die Autofahrer kaum noch. Doch kaum ist man in Fahrt, ist die Spur auch schon wieder zu Ende.

„Wir freuen uns über jeden Vorstoß für Öffentlichen Nah- und Radverkehr“, sagt Lerke Tyra aus dem Vorstand des Düsseldorfer ADFC. Die Fahrbedingungen auf der Umweltspur findet sie nach dem Test am Montag im Berufsverkehr recht entspannt. „Ich war am Samstag schonmal da – da war viel mehr los“, sagt sie. Autos hätten auf der Umweltspur gehalten oder den Stau auf der normalen Fahrbahn zu umgehen versucht. Und doch ist die Umweltspur in ihren Augen ein Rückschritt. „Wir wollten eigentlich eine eigene Spur nur für Radler“, sagt sie. Doch besser als nichts.

Lerke Tyra vom ADFC will, dass die Stadt sich in Sachen Radwege mehr traut.

Foto: Melanie Zanin

Allerdings gebe es noch Dinge zu klären. Dass die Autofahrer erst spät von der Umwelt- auf die normale Spur wechseln, sei ein Problem. „Vielleicht muss man das baulich lösen. Mit einer Art Rampe“, sagt Lerke Tyra. Ausparkende Autos und Rechtsabbieger störten die freie Fahrt für Radfahrer noch. Außerdem sei die neue Spur noch recht kurz. „Wir wollen, dass auch die Uni noch besser angebunden wird.“ Die Stadt müsse sich mehr trauen.

Radachse vom Südring fast bis zum Ratinger Tor

Doch schon die Merowingerstraße sei eine wichtige Strecke. Immerhin habe man damit nun die Achse verlängert – vom Südring bis zum Ratinger Tor seien Radfahrer nun mit Spuren versorgt. Allerdings gebe es immer wieder Anschlussstellen und Lücken, auf denen Radler doch wieder in den fließenden Verkehr ausweichen müssen. Weil Radwege fehlen oder Autos die vorhandenen zuparken.

Wie viele Autos hier tatsächlich unterwegs sind, das sei eine Frage für eine Verkehrszählung. Beim Test am Montagmorgen sollte es vor allem darum gehen, wie sich das Fahren auf der neuen Spur anfühlt. Würde ich etwa mein zwölfjähriges Kind hier auf der Straße fahren lassen?

Auch Radfahrerin Ute Biesdorf hat die Spur mit ausprobiert. Ihre Bewertung fällt gemischt aus. Auch sie spricht das Problem mit dem Anfang der Spur an. Außerdem seien die Kreuzungen problematisch. „Aber die Spur ist schön breit, sodass man nicht so weit rechts fahren muss“, sagt sie. Dadurch bekomme man weniger Probleme mit ausparkenden Autos, weil man genug Abstand halten könne.

Ute Biesdorf sieht aber noch ein anderes Problem. Sie wohnt auf der Karolingerstraße und stellt fest, dass mehr Autos auf die Karolingerstraße ausweichen, seit es die neue Umweltspur gibt. „Wir können vorn zur Straße raus kaum noch das Fenster aufmachen“, sagt sie. Sie würde sich wünschen, dass die Straße verkehrsberuhigt wird.

Auch für Burkhard Karp vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Düsseldorf ist die Stadt noch nicht mutig genug. Er ist Vielfahrer, Strecken von 20 Kilometern legt er locker mit dem Rad zurück. „Das sind jetzt knapp 500 Meter – aber wie komme ich überhaupt bis hierhin?“, fragt er. Um Radfahren auch für Einsteiger wirklich zur beliebten Alternative zu machen, müsse es lange Strecken geben, die attraktiv und entspannt zu befahren sind.