Adieu, alte Zeiten — richtig so

Die Igedo spezialisiert sich und söhnt sich mit Berlin aus

Dass die Collection Premiere Düsseldorf (CPD) nicht mehr die einzige Modemesse von Rang in Europa ist, kann der Igedo Company niemand ankreiden. Zeiten ändern sich. Dass die Messeveranstalterin darauf allerdings einige Jahre fast nicht reagierte, sich auf der bröckelnden Position ausruhte — daran ist sie selbst schuld. Die neue Führungsmannschaft halten Kenner für durchaus kompetent. Aber die neue Spitze hat einen alten Hut übernommen, den sie jetzt schick aufmöbeln soll. Das Ergebnis sah im vergangenen Jahr schon hübsch aus — nicht in Bezug auf Ausstellerzahlen, aber auf ihren modischen Anspruch.

Zwei entscheidende Schritte hat die Igedo getan: Sie hat sich vom Alleinherrscheranspruch verabschiedet und sucht sich eine vielversprechende Nische, mit der sie die ohnehin wirtschaftlich gesicherte Modestadt Düsseldorf bereichert. Und sie gibt offen zu, dass die Berliner Modesause ein nettes Spektakel ist, bei dem heute das Händeschütteln und Blitzlichtgewitter stattfindet. Nicht umsonst war Igedo-Modechefin Mirjam Dietz jetzt selbst auf der Berliner Fashion Week.

Es war grundfalsch, in den vergangenen Jahren ständig herunterzubeten, in Berlin werden doch nur Partys gefeiert und die großen Modezeitschriften fehlten auch dort. Ja, eine Vogue-Chefin Anna Wintour, deren Anwesenheit als ewiges Urteil über die Bedeutung einer Modeveranstaltung gilt, sitzt nicht in Berlin in der ersten Reihe, sondern in Paris oder Mailand.

Aber schließlich interessiert sich ihr Blatt auch nur für Kleidung von Gucci, Prada und Co. — solche globalen Top-Marken hat Deutschland kaum. Hier teilt sich die Szene in junge Wilde, die in Berlin feiern, und die etablierteMode-Mittelschicht, die in Düsseldorf ordert. Etwa bei Gerry Weber, der 2010 das beste Jahr seiner Geschichte schrieb und in der Stadt derzeit neue Showroom-Hallen baut. Düsseldorf bleibt ein Zentrum der Mode. Auch ohne CPD.