Afghanische Filmer stellen ihre Werke vor

Im Institut für Internationale Kommunikation gab’s Kurzfilme, Tee und Kekse.

Foto: IKK

Düsseldorf. Der Samowar simmert und spendet duftenden Tee. Daneben auf Papptabletts Kekse und Süßigkeiten. Aus Afghanistan. Von dort kommen auch Aarzoo Burhani und Ahmad Siyar Norzad. Sie lernen hier beim IKK, Institut für Internationale Kommunikation, in einem Integrationskurs Deutsch. Aarzo ist bereits seit 2014 in Deutschland, ihr Mann kam im letzten Sommer nach.

Foto: IKK

„Ich bin Filmemacher“, erklärt Ahmad. Seine Frau ist auch seine Kollegin und Mitarbeiterin. Gemeinsam haben sie ihre Kurzfilme bereits auf der Berlinale gezeigt. Jetzt führen sie sie in Düsseldorf im IKK vor. „Da wir unseren Sprachstudenten auch Freizeitprogramme bieten, war die Idee naheliegend“, erklärt Geschäftsführer Matthias Jung.

Dass der Abend im Institut an der Palmenstraße auf den Tag des Afghanischen Neujahrsfestes fällt, ist eher Zufall. Abdulahad Ansari, ebenfalls ein IIK-Teilnehmer aus Afghanistan, führt in den Abend ein, erzählt aus seinem Land. Der Chemieingenieur, der vor vier Monaten nach Deutschland kam, dolmetscht bereits ehrenamtlich für die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch.

„Sich im Kreis bewegen“, heißt der erste Streifen, der vor zehn Jahren in Afghanistan gedreht, dort aber nie gezeigt wurde: Eine junge Frau lehnt an einer Wand und knipst einen Lichtschalter an und aus, an und aus. Sie hat in Europa gelebt, ist aus Einsamkeit in ihre Heimat zurückgekehrt und fühlt sich dort nun noch verlorener als in der Fremde. Die allein erziehende Mutter nimmt einen Jungen, der auf der Straße bettelt, mit nach Hause — ihr Sohn soll sein Spielzeug mit ihm teilen. Das Experiment, Heimat zu finden, indem man sie einem anderen gibt, misslingt. Zum Ende hockt das Kind wieder bettelnd auf dem Pflaster, die Frau lehnt verloren an der Wand und knipst das Licht an und aus, an und aus.

Ein weiterer Film handelt von den letzten Tagen eines krebskranken Autors zwischen Leben und Tod, ein weiterer ist eher eine Saga in Video-Art und psychedelischen Bildern, handelt von einem Kämpfer aus einstigen, königlichen Zeiten, der seine Orientierung verloren hat. Auch eher bewegt sich im Kreis.

Sicher sehenswert, die westliche Welt mit den (Kamera-)Augen der afghanischen Filmer zu sehen. Sami, auch ein afghanischer Flüchtling in Düsseldorf, der engagiert deutsch lernt und auch schon einen Ausbildungsplatz hat und nur noch auf notwendige Papiere wartet, hätte auch schon eine Idee für eine Einstellung: Vor wenigen Tagen ist in der Straßenbahn eine Frau auf seinem Nebensitz aufgestanden und hat sich auf einen anderen Platz gesetzt. Die Szene will ihm nicht aus dem Kopf gehen.

Ein Video-Porträt mit Aarzoo Burhani finden Sie hier:

www.dw.com/de/unterwegs-mit-den-berlinale-talents/a-17409875