Rätselraten vor den Werken der Fotostars
Noch vor der Nacht der Museen erhielten WZ-Leser exklusive Führungen in den Museen am Ehrenhof.
Düsseldorf. Im Museum Kunstpalast werden kostbare italienische Zeichnungen des 15. und 16. Jahrhunderts aufbewahrt. Nun kommen sie für knapp drei Monate ans Tageslicht. Sonja Brink als Kuratorin eröffnet heute abend die Ausstellung im Ehrenhof.
Noch vor der Vernissage führte sie WZ-Leser, die bei einer Verlosung vor der Nacht der Museen gewonnen hatten, durch die Ausstellung im grafischen Kabinett.
Mit einigem Stolz berichtete Brink, wie es ihr gelungen sei, die unsignierten Blätter den Künstlern zwischen Venedig, Florenz, Genua und Bologna zuzuordnen. Museen und Institute aus aller Welt halfen ihr dabei. Besonders erfreut zeigte sie sich vor den Blättern des Spätmanieristen Jacopo Palma il Giovane, über den es bislang keine Veröffentlichungen und keine Zuschreibungen gab. Ihr gelang es schließlich, die Düsseldorfer Blätter einzuordnen. Das sei keine leichte Aufgabe gewesen.
Natürlich interessierten sich die Gäste vor allem für das Porträt von Michelangelo. Nur wenige Künstler durften diesen Heroen der Kunstgeschichte porträtieren. Das Blatt in Düsseldorf zeigt ihn mit Turban. Sonja Brink schob die Erklärung für die ungewöhnliche Kopfbedeckung gleich hinterher. Der Bildhauer habe auf diese Weise seine Haare vor dem Marmorstaub geschützt. Und dann habe es noch ein Kuriosum bei diesem Künstler gegeben. Sonja Brink: „Michelangelo brauchte nach einer Überlieferung des Biografen Giorgio Vasari nur wenig Schlaf. Er arbeitete auch nachts und steckte sich eine Kerze in den Turban, um sehen zu können.
Ein paar Schritte vom Kunstmuseum entfernt liegt das NRW-Forum. Hier wartete Bernadette Färber auf die Gruppe, um die Kunst der Fotostars Peter Lindbergh und Garry Winogrand zu erläutern. Die Kunsthistorikerin fand einen lustigen Einstieg, beschrieb Lindbergh als einen älteren Herrn mit Bauch, der mit großem Gefolge angereist kam. Er habe sehr sympathisch gewirkt und habe ganz frank und frei von seinem siebenstelligen Vertrag mit Harper’s Bazaar gesprochen, den er gerade unterschrieben hat. Lindbergh gilt als einer der berühmtesten Modefotografen. Seine Begabung liege darin, so Färber, dass er die Models nicht als Kleiderständer benutzt sondern den Menschen hinter der Mode sucht.
Garry Winograd, so die Führerin, vertrat wie Lindbergh die These, dass die Frauen schön sind. Er suchte sie auf der Straße, machte Späße, lenkte die Frauen ab und hielt sie doch im entscheidenden Moment mit seiner kleinen Leica-Kamera fest.
Gleichfalls im NRW-Forum liegt das Fisch-Museum des Thomas Mailaender. Eigentlich sollte es ein Hühner-Museum werden. Wegen der Vogelgrippe musste der Künstler allerdings umdisponieren. „Mailaender wollte wissen, wie Tiere auf Kunst reagieren“, so Bernadette Färber. Offensichtlich scheren sie sich kaum um die Gegenstände im Aquarium. Der Flusskrebs hat längst auf der antiken Skulptur aus dem Museumsshop seine braunen Flecken hinterlassen. Die Aale umkreisen den Kunstnippes im Miniformat, als sei nichts gewesen. Ein professioneller Aquarist komme täglich gucken, prüfe das Wasser und schaue, ob es den Tieren gut geht.
Nach dem Museumsbesuch klang der Abend im Altstadt-Restaurant „Zum Einhorn“ an der Ratinger Straße aus. Der Oberkellner kredenzte kleine Köstlichkeiten, und die Losgewinner erzählten aus ihrem Alltag. Christina Modest etwa arbeitet sporadisch als Museumsaufsicht, Dagmar Pärsch ist aktives Mitglied im Kunst- und Museumsverein und Irmgard Meurer ist sogar selbst als Künstlerin tätig.