Allerletzte Chance nach Unfallfahrt unter Drogen

Süchtiger wurde nach Selbstmord seiner Frau rückfällig und erhielt Bewährungsstrafe. „Sie können das schaffen“, sagte die Richterin.

Normalerweise wäre Denis F. gestern ganz sicher wieder im Gefängnis gelandet. Denn der Einzelhandelskaufmann hatte sich im Vollrausch ans Steuer gesetzt und bei einem waghalsigen Überholmanöver andere Autofahrer gefährdet — obwohl er schon eine Haftstrafe von vier Jahren und sechs Monaten wegen Rauschgiftdelikten kassiert hatte. Seine tragische Lebensgeschichte bewahrte den 31-Jährigen davor, dass er wieder ins Gefängnis muss und noch eine Chance bekam. Amtsrichterin Uta Kretschmer ist überzeugt: „Sie können das schaffen.“

Das würde Denis F. nicht zum ersten Mal gelingen. Bereits mit elf Jahren hatte er Cannabis geraucht, vier Jahre später begann die harte Drogenkarriere, mehrere Vorstrafen sammelten sich an. Nach einem erfolgreichen Entzug begann ein neues Leben. Vier Jahre lang war der junge Mann clean: „Ich hatte einen Job, eine Wohnung, ein Auto. Alles war normal.“ Der Kaufmann heiratete, doch das Glück dauerte nur zwei Jahre. 2013 nahm sich seine Ehefrau das Leben. Damit wurde Denis F. nicht fertig: „Ich habe mit ein oder zwei Bier wieder angefangen.“ Es dauerte nicht lange, bis er erneut mitten im Drogensumpf steckte.

Im November 2016 nahm sich Denis F. den Mercedes seines Vaters. Vollgepumpt mit Kokain, Cannabis und Alkohol setzte er sich ans Steuer. An einer Baustellenampel dauerte ihm das Warten zu lange, er fuhr einfach los. Ein Autofahrer musste ausweichen und landete im Graben, Denis F. mit dem Mercedes im Wald.

Seit Juni macht der 31-Jährige eine stationäre Drogen-Therapie, die mindestens zwei Jahre dauert. In einem leidenschaftlichen Plädoyer bat Rechtsanwalt Marcus Hertel darum, seinen Mandanten danach nicht wieder ins Gefängnis zu schicken. Darum wurden die zwei Jahre Haft zur Bewährung ausgesetzt.