Amoklauf: Angeklagter bricht im Prozess zusammen

Zeuge schilderte den Beginn des Dramas in der Anwaltskanzlei. Yanqing T. droht der Ausschluss.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Am ersten Prozesstag hatte Yanqing T. fast regungslos auf der Anklagebank gesessen. Als Rechtsassessor Roland M. (65) am Montag schilderte, wie der Amoklauf in der Kanzlei am Höherweg begann, rastete der 48-Jährige völlig aus. Er legte sein Gesicht in die Hände und schrie wie am Spieß, offenbar eine Mischung aus Wut und Verzweiflung.

Später erlitt der Koch, der drei Menschen umgebracht haben soll, einen Nervenzusammenbruch. Die Verhandlung musste abgebrochen werden. Richter Rainer Drees zeigte wenig Verständnis für das Verhalten: „Da sitzen Angehörige von Menschen, die Sie umgebracht haben, und reißen sich zusammen. Ich erwarte das von Ihnen auch.“

Roland M. schilderte, wie alles am 28. Februar begann. Der Chef Martin Lauppe-Assmann sei nicht da gewesen, man habe mit einem „ruhigen Tag“ in der Kanzlei gerechnet. Plötzlich habe es an der Tür geklingelt und wenig später gab es einen Hilferuf der Rechtsanwältin Ulrike F.: „Ich habe hier ein Problem.“

Zunächst habe man gemeinsam versucht, Yanqing T. zu beruhigen, der immer wieder nach dem Chef der Kanzlei fragte. Plötzlich habe er eine Pistole gezogen: „Er zielte auf mich und drückte zwei Mal ab.“ Doch die Waffe funktionierte nicht.

Kurz danach griff der Chinese noch einmal in seine Tasche, hatte dann eine zweite Pistole in der Hand und bedrohte Ulrike F. und den Rechtsassessor gleichzeitig: „Die Situation hatte etwas total Surreales.“ Es kam zu einem Gerangel, bei dem Roland M. verletzt wurde. Er flüchtete in eine benachbarte Steuerpraxis, um die Polizei zu alarmieren.

In dieser Zeit soll Yanqing T. die Rechtsanwältin und einen weiteren Kollegen erstochen haben. Roland M. sah den Mann noch flüchten, da war in der Kanzlei „schon alles Schwarz“, denn der Koch hatte Feuer gelegt.

Kurz danach musste die Vernehmung abgebrochen werden, weil der Angeklagte in Tränen ausbrach. Richter Drees erklärte, dass dieses Verhalten bei zukünftigen Verhandlungstagen nicht tragbar sei. Notfalls müsste der Prozess ohne Yanqing T. stattfinden.