Amputierten-Fußball Eingeschworenes Team will an vergangenen Erfolg anknüpfen
Düsseldorf · Düsseldorf ist Standort für Amputierten-Fußball. Und das längst sehr erfolgreich.
Sehnsüchtig blickt Kajetan Skotnicki auf den Fußballplatz am Flinger Broich. Zu gerne würde der 32-Jährige jetzt im Trainingslager mit seinen Teamkameraden mitmischen. „Aber nach überstandener Corona-Erkrankung zwingt mich momentan eine Herzmuskelentzündung zum Zuschauen. Ich werde leider noch einige Wochen pausieren müssen“, bedauert er.
Seine Mannschaftskollegen – das sind die Amputierten-Fußballer von Fortuna Düsseldorf. Seit zwei Jahren nimmt der Verein an dem Modellprojekt „Amputierten-Fußball im Verein: Mittendrin statt nur am Rand“ teil. Skotnicki ist seit der ersten Stunde dabei. Der Velberter, der früher mit dem MSV Duisburg in der A-Jugend-Bundesliga spielte, verlor 2016 bei einem Arbeitsunfall seinen linken Arm. Durch einen Zufall lernte er vor drei Jahren einen amputierten Fußballer kennen, der ihm von dem Modellprojekt, das die Initiative „Anpfiff ins Leben“ und die „Aktion Mensch Stiftung“ ins Leben gerufen haben, erzählte.
Skotnicki war begeistert und fuhr fortan regelmäßig zum Training zu „Anpfiff Hoffenheim“, dem bundesweit ersten eingetragenen Amputierten-Fußballverein. Als Fortuna im Juli 2019 den dritten Amputierten-Fußballstandort Deutschlands eröffnete, war der Velberter sofort zur Stelle. Überhaupt war der Anklang groß: Elf Mann kamen zum ersten Training. „Es ist klasse, dass Fortuna uns die Möglichkeit bietet, diesen Sport auszuüben. Viele wissen gar nicht, dass es das gibt“, betont Skotnicki.
Von seiner Mannschaft, die derzeit noch weitere Spieler sucht, ist er begeistert. „Wir sind eine Multi-Kulti-Truppe, von Jung bis Älter ist alles dabei. Das Schöne ist, dass man andere Kulturen und auch die persönlichen Geschichten der Einzelnen kennenlernt. Das schweißt zusammen.“
Auch das gemeinsame Training fördert den Teamgeist. Wöchentlich treffen sich die Kicker, hinzu kommt gezieltes Training. Coach ist B-Lizenz-Inhaber Siniša Nedeljković, der als aktiver Spieler viele Jahre in der Jugend für Fortuna und später bis zur Herren-Regionalliga aktiv war. Er weiß, was er seinem Team zumuten kann. „Die Jungs sind total unterschiedlich, vom Alter und vom individuellen Leistungsstand her. Darauf gehen mein Co-Trainer Dirk Hilgers und ich ein. Bewundernswert ist die Einstellung der Spieler. Im klassischen Fußball wird viel gejammert, hier nicht. Wenn sie Schmerzen haben, spielen sie trotzdem weiter. Davor ziehe ich meinen Hut!“
Die Siegermentalität hebt auch Skotnicki besonders hervor. „Wir sind alle ehrgeizig“, bestätigt der werdende Familienvater. Tatsächlich: Im vergangenen Jahr gewannen die Fortunen bei der bundesweit erstmals ausgetragenen Turnierrunde überraschend den Siegerpokal. „Daran wollen wir nun anknüpfen. Mit einer Mischung aus Leidenschaft, Taktik und Siegeswillen ist alles möglich“, ist der Velberter überzeugt. Das erste Turnier wird Anfang September in Trier ausgetragen, im Oktober reist das Team nach Braunschweig.
Zuvor wird den Fortunen Jonas Lappe und Jamie Knowles eine besondere Ehre zuteil: Mitte September dürfen sie mit der deutschen Nationalmannschaft an der Amputierten-Fußball-EM in Krakau teilnehmen. Botschafter dieser EM ist übrigens kein Geringerer als Robert Lewandowski.