Flüchtlinge Asyl: Kaserne kommt kaum noch in Frage
Land schätzt Umbaukosten auf 30 Millionen Euro, die Stadt wundert sich.
Düsseldorf. Die Einrichtung einer Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in der Bergischen Kaserne wird immer unwahrscheinlicher. Denn die nach langer Verzögerung jetzt vorliegende Kostenschätzung für die Herrichtung der alten Gebäude hat es in sich: Mit 30 Millionen Euro ist laut dem Bau- und Liegenschaftsbetriebes des Landes zu rechnen. Das bestätigte jetzt ein Sprecher des Finanzministeriums. In den nächsten Wochen müsse das Gutachten — auch mit der Stadt — immobilienwirtschaftlich und politisch bewertet, die „Kosten im Verhältnis zur Laufzeit gesehen werden“.
Denn die Summe bezieht sich auf eine langfristige Nutzung des Geländes über 2020 hinaus. Die Stadt plant aber, spätestens 2020 auf dem Areal in Hubbelrath ein Wohnviertel zu errichten.
Nicht nur deshalb hat die Kostenschätzung für Kopfschütteln bei der Stadt gesorgt: „Das Ergebnis erstaunt mich“, sagte Sozialdezernent Burkhard Hintzsche: Denn der BLB habe von Anfang an die Bedingungen für die Nutzung der Kaserne gekannt, insbesondere die beschränkte Dauer bis 2020. Hintzsche: „Wenn man dann bei der Prüfung merkt, es geht in den zweistelligen Millionenbereich, hätte man das sofort sagen sollen.“
Zumal das Dimensionen sind, die im Grunde nicht in Frage kommen, bedenkt man, dass die Stadt gerade in Benrath ein Containerdorf für 200 Flüchtlinge von der IDR gemietet hat — und dafür nur 100 000 Euro pro Jahr bezahlt.
Im Rathaus wird gemutmaßt, dass das Land schlicht keine Erstaufnahmestelle in der Kaserne einrichten will. Offenbar sind die Planungen für eine Erstaufname in Mönchengladbach bereits weiter gediehen. Das müsse nichts heißen, sagt die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch, denn das Land habe immer betont, dass weitaus mehr Plätze benötigt würden.
CDU-Chef Thomas Jarzombek wirft unterdessen OB Geisel vor, Zeit vertan zu haben: Er, Jarzombek, habe von Anfang an gewarnt, „nun sind Monate bei einem drängenden Problem verloren gegangen. Politik muss die beste Sachlösung finden und darf nicht willkürlich agieren“, so Jarzombek.
Ursprünglich hatte es geheißen, dass die Stuben ohne großen Aufwand hergerichtet werden könnten. Die Bürgerinitiative Bergisches Viertel hat das offenbar nie geglaubt. Ihr Sprecher Andreas Goßmann wirft der Stadtspitze „Schönfärberei“ vor, man habe der Öffentlichkeit im Februar nur die Trakte vorgeführt, die gut erhalten gewesen seien. Goßmann: „Unser Experte für die Umwidmung alter Kasernen hat die Kosten ähnlich hoch wie der BLB eingeschätzt.“
Sollte sich das Land gegen eine Erstaufnahmestelle in Düsseldorf entscheiden, hat das Nachteile für die Stadt: Denn die Plätze werden vom Land finanziert, der Stadt aber angerechnet. Die wiederum müsste dann weniger Flüchtlinge aufnehmen.