Auf Tuchfühlung mit den Künstlern
Bei der größten Karnevalssitzung Düsseldorfs durfte die WZ einen Blick hinter die Kulissen werfen und traf entspannte Profis bei der Arbeit.
Wenn sich Freunde des Karnevals zum Feiern treffen, verspricht das schon mal viel. Beim Närrischen Dienstag des AVDK war die Stimmung dieses Mal allerdings besonders gut. Das Fest im Maritim Hotel am Flughafen ist mit 1800 Jecken die größte Düsseldorfer Karnevalsveranstaltung und bedarf somit nicht nur eines ansehnlichen Bühnenprogramms, sondern auch einer logistischen Leistung hinter den Kulissen. Wie die aussieht, wollten wir wissen und durften uns dort umschauen, wohin man nur mit Ausnahmegenehmigung gelangt: in die Ruhezone der Künstler, den Bereich, wo diese noch einmal kurz innehalten, bevor sie auf der Bühne die Rampensau geben für ihre Fans im Saal.
Alexander Dick ist für die Betreuung der Künstler zuständig. Der „Müllemer Junge“, so heißt sein Karnevalsverein in der Domstadt, achtet auf den Zeitablauf und ist damit einer der wichtigsten Menschen des Abends. Er steht im ständigen Kontakt mit seinem Kollegen im Kölner Maritim Hotel. „Dort treten viele Künstler auf, die auch in Düsseldorf auf der Bühne stehen werden. Kommt es dort zu Zeitverzögerungen, werde ich sofort informiert.“
Probleme gibt es schon beim ersten Künstler. Sieben Minuten vor seinem Auftritt hat Dick Comedian Guido Cantz noch nicht zu Gesicht bekommen. Gut, dass die Räuber schon da sind. Dick versucht Cantz telefonisch zu erreichen — ohne Erfolg. AVDK-Präsident Stefan Kleinehr muss jetzt blitzschnell entscheiden, ob er wartet oder das Programm umstellt. „Ich sag’ die Räuber an.“
Der Tontechniker steht gerade mit seinem Teller am Buffet und ist von der Umplanung nicht begeistert. „Ach Mann, ich wollte doch gerade ’was essen.“ Das kann er vergessen. Der Aufbau beginnt. Plötzlich kommt Cantz um die Ecke und will auf die Bühne durchstarten. „Ich bin doch fünf Minuten vor der Zeit.“ Beim Anruf war er schon in der Tiefgarage, hatte jedoch keinen Empfang. Pech, jetzt muss er warten.
Cantz nutzt die Zeit, um sich mit den Kollegen zu unterhalten. Backstage herrscht konzentrierte Ruhe, während der Saal tobt. „Wir sprechen darüber, wie die Auftritte gelaufen sind“, sagt Cantz, „und natürlich darüber, wie das Publikum reagiert. Hat es zugehört oder war es laut?“ Und schon ist er an der Reihe. Als er von der Bühne kommt, ist er begeistert. „Die Leute waren super.“
Um 21.15 Uhr betritt Martin Schopps das Hotel. Er wirft sofort einen Blick hinter den Vorhang und lacht: „Hab’ ich’s doch gewusst. Die Stimme kenne ich.“ Und zwar richtig gut — sein Vater Fritz steht auf der Bühne. „In der Session treffen wir uns meist nur, wenn wir bei der selben Veranstaltung sind.“ Die Wiedersehensfreude ist groß, der Vater beruhigt seinen Sohn: „Mach Dir keine Sorgen. Das Publikum ist klasse. Die wollen feiern und gehen richtig mit.“
Tosender Applaus braust auf, als um 22.35 Uhr das Kölner Dreigestirn die Bühne betritt. Es ist ihr einziger Auftritt in Düsseldorf in dieser Session. „Ihr habt keine Chance, ihr bekommt jetzt das volle Programm“, sagt Prinz Michael II. Und dann legt er mit Jungfrau Emma und Bauer Christoph los, und auch Vera Geisel, die Frau des Oberbürgermeisters, tanzt auf dem Stuhl.
Hinter der Bühne warten Brings auf ihren Auftritt. Kai Engel, Keyboarder, und seine Frau Afra haben vor knapp zwei Wochen einen kleinen Sohn bekommen. „Das ist aktuell unser großes Thema. Wir müssen ihm ja jetzt unsere Erfahrungen weitergeben. Er ist das elfte Baby der Band“, sagt Peter Brings. Die Stimmung könnte nicht besser, trotzdem achtet er darauf, dass die Selbstkontrolle funktioniert. Schnitzel und Frikadelle, das „Sessionsessen“ rührt er nicht an. „Ich esse viel Nudeln, Gemüse und wenig Fleisch. Aber auf die hopfenhaltigen Getränke verzichten wir nicht“ Das ist dann auch gerne mal ein Alt.
Langsam neigt sich der Abend dem Ende und Alexander Dick ist froh, dass alles so gut geklappt hat. Gleich geht die After Show Party los, aber das ist nicht mehr seine Baustelle. akrü