Rheinkirmes Kirmesaufbau: Wie die Arbeiter der Hitze trotzen

Düsseldorf · Zum Teil beginnen die Arbeiter mit ihrer Schufterei auf der Rheinwiese schon morgens früh um 5 Uhr, um der Mittagshitze aus dem Weg zu gehen.

Es wird: Die ersten Fahrgeschäfte sind schon in die Höhe gewachsen.

Foto: Carolin Scholz

Welcher Mitarbeiter im Büro ohne Klimaanlage hat sich vergangene Woche nicht an den Baggersee gewünscht? Bei den hohen Temperaturen ist an konzentriertes Arbeiten eben irgendwann nicht mehr zu denken. Da kann auch der summende Ventilator den Nebel im Kopf nicht mehr wegpusten. Doch das stickige Büro ist noch schattig und kühl gegen den Arbeitsplatz einiger anderer Berufsgruppen.

Die größte Kirmes am Rhein steht kurz bevor – am 12. Juli soll sie auf der Rheinwiese eröffnen und wieder mit vielen Fahrgeschäften, Buden und Zelten die Besucher anlocken. Doch die wollen aufgebaut werden. Und Schatten ist auf der erst zum Teil bestückten Rheinwiese momentan noch Fehlanzeige.

Am Nachmittag ist es deshalb auf den ersten Blick ruhig auf der Wiese. Viele haben sich wohl in ihre Wagen zurückgezogen. Denn da klettern die Temperaturen an diesem Tag über die 30er-Marke. Doch das Scheppern von Hammern und das mechanische Ziehgeräusch eines Krans zeigen: Hier wird auch gearbeitet.

Schausteller Jürgen Beck packte beim Aufbau seines Imbisses „Mandarin“ selbst mit an.

Foto: Carolin Scholz

In einer Ecke nah am Rheinufer verlegt eine Gruppe gerade Bodenplatten. Alle tragen Shorts, kein Oberteil, um den Kopf haben sie Tücher gebunden oder Hüte aufgesetzt. Auch Heinz Fellerhoff vom Leuchtturm-Ausschank, der den Arbeitern behilflich ist, schwitzt. „Das ist nicht immer schön, hier in der Hitze zu arbeiten“, sagt er. Obwohl er sich in vielen Jahren Kirmes schon daran gewöhnt habe. Natürlich achteten alle auf genügend zu trinken – und auf die Kopfbedeckung. Und man versuche, zeitig fertig zu sein, sodass man über die Mittagshitze nicht arbeiten müsse.

Das sagt auch Jürgen Beck ein paar Meter weiter den Rhein entlang. Mit zwei Kollegen genießt er gerade den Schatten unter dem Zelt, in dem ab dem 12. Juli Schumacher ausgeschenkt wird. „Aber das steht ja erst seit ein paar Minuten“, sagt er lachend. Sein Imbiss Mandarin Beck kommt neben das Zelt. Trotzdem ist er schon heute dort. Ein Hut und viel Wasser zu trinken ist auch hier ein absolutes Muss.

Das T-Shirt dient auf dem Kopf als Sonnenschutz, eine verbreitete Strategie bei den Arbeitern.

Foto: Carolin Scholz

„Wir fangen außerdem schon gegen vier oder fünf Uhr morgens an – dann sind wir gegen Mittag schon fertig und machen höchstens am Abend noch ein bisschen was“, sagt Beck. Heiß sei es eigentlich immer beim Kirmesaufbau, erinnert er sich. Auch wenn es nicht immer ganz so hohe Temperaturen waren.

Dass die heißen Tage mehr werden, das bestätigt auch das Bundesumweltamt. Waren es in Düsseldorf 2015 noch zwölf bis 15 heiße Tage – also die Tage mit Temperaturen ab 30 und mehr Grad Celsius, waren es 2018 schon 18 bis 21. Dass die Hitze für die Arbeit belastend sein kann, ist immer wieder Thema. Erst vergangene Woche forderte Ärztepräsident Klaus Reinhardt von Arbeitgebern, besser auf Hitzepausen zu achten und die Arbeitszeiten in solchen Heiß-Phasen flexibler an die Wetterbedingungen anzupassen.

Auf der Kirmes spürt man schon nach zehn Minuten umherspazieren die Hitze deutlich. Der strahlend blaue Himmel macht das gegenüberliegende Stadtpanorama vielleicht noch ein bisschen ansehnlicher – er treibt aber auch den Schweiß auf die Stirn und macht die Beine lahm. An den Stellen, auf denen noch kein Zelt und keine Bude ihren Platz gefunden hat, knistert das trocken-verbrannte Gras braun-gelb unter den Füßen. Wo die Arbeiter nicht gerade montieren oder verlegen, suchen sie den Schatten. Fürs Glühbirnen Eindrehen kann man sich den Ort schließlich aussuchen.

In der Mitte arbeitet Marek mit seinen Kollegen gerade am Fahrgeschäft „Spinning Racer“. Die großen Streben, die später aufgestellt werden sollen, liegen jetzt noch auf dem Boden. Die Arbeiter schleifen am Lack, später wird neuer aufgetragen. „Ist doch gut, die Hitze. Da trocknet die Farbe besser“, sagt Marek lachend. Die Laune lässt er sich jedenfalls nicht verderben. Genau wie sein Kollege. Für das Abschleifen müsse man nicht viel nachdenken – Schmirgelpapier hoch und runter, nach rechts und nach links, fertig, lacht er. Und für den Abend gebe es auch gute Aussichten – da tauschten sie ihre Wasserflaschen dann gegen ein kühles Bier.