Aus verbranntem Müll wird Strom

Über die Hälfte allen Abfalls der Stadt landet im Ofen der Anlage Flingern. Die Hitze wird verwertet. Die Technik machte Schule.

Düsseldorf. Was in der heimischen Küche in den Abfall wandert, kommt wieder zurück — großteils. Nicht nur in Form der Tageszeitung aus Recycling-Paper, auch als Wärme und Strom. Der Restmüll wird dafür genutzt. Einfach nur anzünden ist aber zu wenig, und das nicht nur wegen der Schadstoffe. Bei so großen Mengen braucht es viel Planung und Technik, wie in der Müllverbrennungsanlage Flingern (MVA). Die wird übrigens auch genutzt, um Gestank abzuhalten.

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Müll in Düsseldorf

Rund die Hälfte allen Mülls, der in der Stadt privat und gewerblich anfällt, landet in der MVA. Das sind über 200 000 Tonnen jährlich, darunter Restmüll, aber auch Sperrmüll. Auch einige benachbarte Kommunen nutzen die MVA. Von den Fahrzeugen werden die Müllberge in ein Lager gekippt. Bevor es in den Ofen geht, ist umrühren angesagt. Ein riesiger Greifer übernimmt die Aufgabe, langt immer wieder in den mehrere Stockwerke hohen Haufen hinein und lässt seinen Inhalt wieder fallen. „Das ist wichtig, damit die Mengen später gleichmäßig brennen“, sagt Gerhard Hansmann, Leiter der MVA.

Damit keine Gase nach außen dringen, herrscht Unterdruck. Selbst bei einer geöffneten Klappe riecht es daher kaum. Es ist eher ein Gefühl von leicht stickiger Luft und Staub, das in der Nase zurückbleibt. Von dem Lager wird die Menge nach und nach in einen Kessel transportiert und dort entzündet. 1200 Grad herrschen innen. Durch eine dicke Sichtscheibe meint man, die glühende Hitze zu spüren. Das Feuer ist so hell und groß, dass es blendet, so dass die patentierte Technik innen mit dem Auge kaum zu erkennen ist.

Für die richtige Verteilung sorgt eine sogenannte Walzenrostfeuerung, die von Düsseldorf aus um die Welt ging, erklärt Hansmann stolz. Die Idee stammt aus den 60er Jahren. „Rund die Hälfte aller Anlagen arbeitet heute damit“, sagt er. „Der brennende Müll wird über die Walzen immer weiter transportiert, bis nur noch Dampf, Rauch und Asche übrig ist.“

Der Wasserdampf wird direkt zum benachbarten Kraftwerk geleitet, das daraus Strom und Wärme erzeugt. „Der Strom reicht aus, um zehn Prozent der Düsseldorfer Privathaushalte zu versorgen“, sagt Hansmann. Die Asche und das Rauchgas verbleiben für eine weitere Filterung in der MVA. In mehreren Schritten gilt es, Wertstoffe und vor allem Schadstoffe zu isolieren. Dies macht einen großen Teil der gesamten Anlage aus.

Aus der Asche werden Metallteile herausgefischt, diese werden weiterverwertet. Sand landet teils in Baumaterial, als Tragschicht. Ein Kalkgemisch bindet Schadstoffe aus dem Gas, es entsteht ein gipsähnliches Pulver. Stickoxide werden durch eine chemische Reaktion in Stickstoff und Wasser umgewandelt. „Besonders schwierig sieht es bei Quecksilber aus“, sagt Hansmann. Es bleibt in Kohlefiltern hängen. „Doch es lässt sich nicht wiederverwenden.“ Die mit Schadstoffen belasteten Reste müssen dauerhaft extern gelagert werden.

Die grundsätzliche Technik zählt bereits mehrere Jahrzehnte, die Anlage wurde seither mehrfach modernisiert und an neue gesetzliche Anforderungen angepasst. In den 90er Jahren beispielsweise wurden die Grenzwerte für Schadstoffe, die in die Luft gelangen dürfen, deutlich verschärft. „Besser ist, sie landen gar nicht erst im Müll“, sagt Hansmann. „Vermeidung ist hier das Stichwort.“