Düsseldorf Bäder und Biergärten leiden unter „Wetterschaukel“

Die Besucherzahlen in Freibädern und Badestränden brechen ein, auch die Open-Air-Kinos bekommen das wechselhafte Wetter zu spüren.

Gähnende Leere im Allwetterbad in Flingern Dienstagnachmittag. Nach August sah das nicht aus.

Foto: dpa/Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Meteorologisch betrachtet ist der August der letzte Monat des Sommers und damit die Hauptsaison der Biergärten, Open-Air-Kinos und Freibäder. Doch dieser Sommer fühlt sich für viele Düsseldorfer eher so an, als wäre er ins Wasser gefallen. Um so überraschender die Aussage des Deutschen Wetterdienstes auf WZ-Anfrage: „Es ist ein ganz normaler Sommer“, sagt Guido Halbig.

Zumindest auf den ersten Blick: Denn in Bezug auf Sonnenstunden, Regenmengen und Temperatur ließen sich keine gravierenden Unterschiede zu den Vorjahren erkennen. Auf den zweiten Blick ist doch etwas ungewöhnlich an diesem Sommer: Halbig spricht von einer „Wetterschaukel“ mit zwei sehr unterschiedlichen Sommermonaten — und grundsätzlich sehr wechselhaftem Wetter.

Während der Juni mit einer Niederschlagsmenge von 138,8 Litern pro Quadratmeter niederschlagreich war, war der Juli mit 25 Litern pro Quadratmeter eher trocken. Und dennoch gab es auch von Tag zu Tag große Schwankungen. Für Halbig führt das möglicherweise zu einem „gefühlt schlechten Sommer“. Zumal der August nun wieder schlecht beginnt.

Und diese subjektive Wahrnehmung kann ganz objektiv Folgen haben. Vor allem in den Freibädern und Badestränden. 2015 zählten die Badeanstalten bis zum 31. Juli noch 190 000 Besucher, bis zum gleichen Zeitpunkt 2016 nur 120 000 Besucher, sagt Lena Eich von der Bädergesellschaft.

Auch der Unterbacher See vermeldet einen starken Rückgang der Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr. 2015 kamen 163 000 Besucher — dieses Jahr erst 60 000. „Das ist schon ein besonders schlechter Sommer“, sagt Geschäftsführer Peter von Rappard. 2012 seien die Zahlen zuletzt schlechter gewesen.

An den jeweils heißesten Tagen im Juni und Juli ergaben sich trotz minimaler Temperaturdifferenz sehr unterschiedliche Besucherzahlen. Am 23. Juni kamen 3500 Gäste — am 20. Juli ganze 9000. Hier bestätig sich offenbar eine alte Regel für Freibäder. Es muss erst zwei bis drei Tage schön sein, bevor es voll wird.

Der gefühlt schlechte Sommer spielt auch bei den Open-Air-Kinos eine wichtige Rolle. Laut Sven Kukulies, Betreiber des Kinos im Rheinpark, macht sich die unsichere Wetterlage vor allem bei den Vorverkaufszahlen bemerkbar. „Die sind sehr schlecht. Das Problem ist, dass zwar jeden Morgen ein Unwetter angesagt wird, dann aber nichts passiert, deshalb bleiben viele Besucher vorsichtshalber zu Hause. Psychologisch haben wir einen schlechten Sommer, faktisch ist er gar nicht so schlecht.“

Auch am Flughafen hat sich das Wetter auf die Zuschauerzahlen im Kino auf der Besucherterrasse ausgewirkt. Sprecher Christian Hinkel berichtet, dass das wechselhafte Wetter zusammen mit der Fußball-Europameisterschaft Anfang Juli zu einem Rückgang der relativen Besucherzahlen von etwa 20 Prozent geführt hat. Nur durch mehr Vorstellungen gegenüber 2015 konnten die absoluten Zahlen konstant gehalten werden. Mit Besserung der Wetterverhältnisse und dem Ende der EM seien die Ticketverkäufe dann direkt angestiegen. Und ausfallen musste wetterbedingt keine Vorstellung.

Die Biergärten bekamen die Auswirkungen des wechselhaften Wetters ebenfalls zu spüren. Beim Schlüssel an den Kasematten heißt es, dass sich das Wetter negativ auf die Biergartensaison ausgewirkt habe — wenn auch nicht gravierend. Bisher sei man noch zufrieden. Eine ganz andere Bilanz zieht überraschenderweise die Gastronomie Vier-Linden. „Wir verzeichnen ein Besucherplus von etwa 25 Prozent“, sagt ein Mitarbeiter. Am Wetter soll das aber nicht gelegen haben: „Wir haben uns einfach gut etabliert.“

wz.de/duesseldorf