Interview Online-Banking: „Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht“
Interview Ralf Scherfling gibt als Experte der Verbraucherzentrale NRW Tipps zum Umgang mit Online-Banking.
Wie sicher ist das Online-Banking für den Kunden?
Ralf Scherfling: Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es beim Online-Banking nicht und wird es auch zukünftig nicht geben. Diese ist aber keine Besonderheit von Online-Banking, sondern gilt auch für andere Zahlungsarten und ferner auch für anderen Lebensbereiche. Wer Online-Banking nutzen möchte, muss sich daher von der fehlenden hundertprozentigen Sicherheit nicht abschrecken lassen. Mit geeigneten Sicherheitsmaßnahmen kann man das Risiko, dass etwas passiert, deutlich reduzieren.
Haben Betrugsfälle in diesem Bereich zugenommen?
Scherfling: Betrugsfälle kamen in den letzten Jahren immer wieder vor. Teils, weil Verbraucher im Einzelfall in unterschiedlicher Form auf Kriminelle hereingefallen sind (Phishing, Identitätsdiebstahl, trojanische Pferde), teils weil Kriminelle systembedingte Schwächen ausgenutzt haben (zweite Sim-Karte beim SMS-Tan-Verfahren). In unserer Beratungspraxis erleben wir allerdings keinen Anstieg der Beschwerden aufgrund von Schadensfällen im Online-Banking. Ob dies daran liegt, dass es schlicht keine Zunahme gibt oder ob die Kreditinstitute den Kunden die entstandenen Schäden erstatten, können wir nicht sagen.
Wie können sich Verbraucher schützen?
Scherfling: Beim Online-Banking sollte man fremde Computer und fremde Netze meiden, da man nicht weiß, wie diese gesichert sind. Der eigene Computer bzw. das mobile Gerät muss durch ein aktuelles Virenschutzprogramm geschützt sein. Internetbrowser und Betriebssystem sollten stets auf dem neuesten Stand sein. Verbraucher sollten mit sensiblen persönlichen Daten sparsam umgehen, in unerwarteten E-Mails keine Anhänge öffnen oder auf Links klicken und beim Surfen im Internet keine unter Sicherheitsaspekten fragwürdigen Seiten aufrufen. Ferner sollten Verbraucher beim Online-Banking ein möglichst sicheres Verfahren wählen. Von den gängigen Verfahren empfiehlt sich hier das Chip-Tan-Verfahren. Das SMS-Tan-Verfahren kommt auch grundsätzlich in Frage, wenn Verbraucher auf die stets getrennten Geräte achten und eine Handynummer verwenden, die idealerweise außer der Bank niemand kennt. Von Tan-Listen und i-Tan-Verfahren sollten Verbraucher Abstand nehmen.
Welche Vorgänge beim Online-Banking sind besonders risikoreich, welche weniger?
Scherfling: Man sollte beim Online-Banking immer voll konzentriert sein, wenn sensible persönliche Daten eingegeben werden. Bevor man Kontonummer und Pin eingibt, sollte man prüfen, ob man sich wirklich auf der Internetseite seiner Bank bzw. Sparkasse befindet. Eine besondere Aufmerksamkeit muss man an den Tag legen, wenn es um Transaktionen geht. Wer beispielsweise eine Überweisung tätigt, sollte genau kontrollieren, wofür die Tan genutzt wird, die entweder vom Generator ermittelt wurde oder von der Bank auf das Handy geschickt wurde. Wenn einem etwas komisch vorkommt, sollte man an der Stelle die Aktion lieber abbrechen und im Zweifel bei seinem Kreditinstitut nachfragen.