Düsseldorf Prozess: Kindern Eiswürfel in die Nase gesteckt?

Prozess um die Misshandlungen in der „Räuberhöhle“ wurde gestern fortgesetzt.

Foto: Arne Dedert

Düsseldorf. Es sind erschütternde Vorwürfe, die den fünf Angeklagten im Educon-Prozess vor dem Düsseldorfer Landgericht gemacht werden. Zwei Jahre lang sollen sie neun bis 15 Jahre alte behinderte Kinder in den zwei Hildener Wohngruppen misshandelt und gequält haben. Gestern sagte einer der angeklagten Mitarbeiter aus, der allerdings nur einen Teil der Vorfälle mitbekommen haben will.

Unter anderem ging es darum, dass sich die Gruppenleiterin auf einen Jungen gesetzt haben soll, den sie damit ruhig stellen wollte. Das Kind soll sich daraufhin erbrochen haben. Anschließend soll dem Behinderten das Erbrochene wieder in den Mund gestopft worden sein. Außerdem habe man ihm Eiswürfel in die Nase gesteckt.

Daran konnte sich der Angeklagte nicht erinnern, weil er angeblich vorher abgelöst worden sei. Andere umstrittene Methoden der so genannte Festhalte-Therapie habe er aber mitbekommen. Allerdings gibt es von vielen Vorfällen Videoaufzeichnungen

Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin, was man eigentlich damit bezwecken wolle, gab der Mann zunächst ausweichende Antworten. Schließlich räumte er ein, dass es darum ging, den Widerstand der Kinder brechen wollte.

Verfolgt wurde das Verfahren gestern von zahlreichen Zuschauern, darunter auch Frank Engelen, Vorsitzender des Vereins Familienwohl, der sich um die Rechte von Kindern kümmert. Er ist erschüttert, dass die umstrittene Therapie in den Wohngruppen so lange praktiziert wurde: „Die Mitarbeiter sind der Gruppenleitung offenbar völlig blind gefolgt.“ So etwas kenne er sonst nur von Sekten wie den Scientologen. Der Prozess wird fortgesetzt.