Thema des Tages Online-Banking Der Weg zur nächsten Bankfiliale wird länger
Auch in Düsseldorf setzen Kreditinstitute verstärkt auf das Online-Banking. Obwohl Filialen geschlossen oder zusammengelegt wurden und werden, bleibt die Beratung vor Ort weiter gefragt. Ein Überblick.
Düsseldorf. Die Nachricht von der Deutschen Bank sorgte Ende Juni für Unruhe bei den Kunden. In Deutschland will das renommierte, aber in die Krise geratene Kreditinstitut aus Kostengründen jede vierte Filiale schließen. Das betrifft im viertel Quartal des Jahres 188 Außenstellen. Insgesamt werden 2500 Arbeitsplätze gestrichen.
Auch in Düsseldorf werden Standorte aufgegeben, wie die WZ berichtete: die Filialen am Wehrhahn, in Flingern, in Golzheim und in Oberbilk. Die Zahl der Filialen wird auf elf reduziert, 2001 waren es noch 21 Außenstellen. Zu Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in Düsseldorf will man sich derzeit nicht äußern.
„Mit der künftigen Zahl von elf Filialen sehen wir uns aufgrund des veränderten Kundenverhaltens in Düsseldorf gut vertreten und für die Zukunft gewappnet. An der Königsallee ist nun die Zentrale für den gesamten Norden und Osten von Nordrhein-Westfalen, die Region Nordwest der Deutschen Bank“, sagt Stefan Märkl, Leiter Privatkunden der Region Nordwest.
Im Laufe der vergangenen Jahre habe sich das Nutzungsverhalten der Bankkunden markant verändert. Für die große Mehrheit der unter 30-Jährigen sei das Digitalangebot inzwischen das wichtigste Kriterium für die Wahl ihrer Bank. „Bereits 60 Prozent der Kunden wollen heute ihren Zugang zur Deutschen Bank flexibel wählen. Etwa die Hälfte der Kunden kommt nur noch einmal im Jahr in eine Filiale. Dennoch bleibt die Filiale der Ort des vertraulichen Gesprächs und der intensiven Beratung - über die Baufinanzierung, die Altersvorsorge, die Vermögensbildung oder über die Geschäftsnachfolge“, sagt Märkl.
Entsprechend habe man auch in die Filialen investiert und bundesweit 120 Niederlassung aufwändig saniert. In Düsseldorf waren das die Standorte in Benrath und Bilk. In Düsseldorf hat die Deutsche Bank nach eigenen Angaben derzeit 200 000 Privat- und Firmenkunden. Das digitale Angebot in den Filialen wird online und mobil weiter ausgebaut. Dafür investiert die Bank bis 2020 rund 750 Millionen Euro im Unternehmensbereich Privat-, Vermögens- und Firmenkunden, davon 200 Millionen Euro allein in diesem Jahr.
„Wir haben den Anspruch, unseren Kunden das führende digitale Ökosystem in der europäischen Bankenlandschaft zu bieten. Dabei bedeutet für uns digital die intelligente Verzahnung von online und offline, von Banking im Internet und in der Filiale“, sagt Märkl. Bereits im Jahr 2015 habe die Bank 70 neue digitale Dienstleistungen und Produkte auf den Markt gebracht.
Eine Veränderung bei den Filialen in Düsseldorf gibt es auch bei der Stadtsparkasse: Insgesamt werden (bis 2019) 18 Filialen geschlossen, ein Stellenabbau ist dabei nicht vorgesehen. Vier Filialen wurden bereits zusammengelegt, fünf weitere folgen in diesem Jahr. „Im Gegensatz zur gesamten deutschen Kreditwirtschaft hat die Stadtsparkasse Düsseldorf in der Vergangenheit ihr Filialnetz nur geringfügig angepasst“, betont der stellvertretende Pressesprecher Michael Dieter Klein.
Auch bei der Stadtsparkasse gab es eine Veränderung beim Nutzungsverhalten der Kunden: So sind 40 Prozent der rund 285 000 Girokonten heute schon Online-Konten. Dabei entdecken nach Bankangaben auch die älteren Kunden zunehmend das Online-Banking für sich. Entsprechend sei die Nutzung der Filialen in Düsseldorf zurückgegangen.
Zwischen 2002 und 2014 sank beispielsweise die Zahl der Überweisungen mit einem Papierformular um 58 Prozent. Die Zahl der Kassenposten vor Ort (Ein- und Auszahlungen etc.) ging zwischen 2007 und 2014 um 37 Prozent zurück. Zum Online-Angebot sagt Klein: „ Unseren Kunden stehen online fast alle Serviceprozesse zur Verfügung von Überweisungen über Umbuchungen bis zur Sorten- und Edelmetallbestellung nach Hause. Auch Beratung wird online angeboten, über die mediale Filiale online und telefonisch mit Kontoeröffnung am Ende über Video-Legitimation. Wir erwarten, dass die Bedeutung des Online-Bankings weiter zunimmt.“
Bei der Volksbank gibt es aktuell bei den Außenstellen keinen Handlungsbedarf: „Die Volksbank Düsseldorf Neuss hat seit der Fusion 2001 keine Geschäftsstellen geschlossen, sondern deutlich in die Modernisierung der Filialen und die Beratungsqualität der Mitarbeiter investiert. Daher gibt es derzeit keine Pläne, Filialen zu schließen“, sagt Pressesprecher Christian Feldbinder. Kunden aller Altersschichten nutzten die Filialen schwerpunktmäßig für Bargeldservice und besonders nachmittags für ganzheitliche Finanzberatungen.
Die Anzahl der Girokonten habe sich innerhalb der vergangenenen fünf Jahre um netto etwa 2500 bzw. neun Prozent erhöht. „Online werden gerne einfache und sichere Serviceleistungen genutzt, die eine bedarfsgerechte Bankberatung von Mensch zu Mensch auch in Zukunft nicht ersetzen können. Die Nutzung unserer Online-Banking-Angebote und -Apps steigt stetig an, ebenso wie der Bedarf an ganzheitlichen Bank-Beratungen in den Filialen“, sagt Feldbinder. Man habe entgegen dem Trend weitere Vertriebsmitarbeiter eingestellt.
Bei der Commerzbank wurde die Zahl der Filialen von 2005 bis 2014 von 15 auf 22 erhöht. „Ende 2015 wurden die Filialen Friedrichstraße und Friedrichstadt zusammengelegt. Für 2016 ist eine Zusammenlegung der Filialen Derendorf und Nordstraße geplant“, sagt eine Sprecherin der Bank.
Im ersten Halbjahr 2016 hat die Bank rund 1300 Kunden gewonnen, die Nachfrage nach Ratenkrediten stieg auf 16 Millionen Euro (plus 80 %), wie Christian Erber, Niederlassungsleiter Privatkunden, sagte. Das Kreditgeschäft legte um 10,7 Prozent zu. Ein Großteil der Kunden leg Wert auf die Beratung in der Filiale. Man verzeichne aktuell eine steigende Nachfrage nach Schließfächern. Dagegen würden Überweisungen häufiger online gemacht.
Bei den Kundenzahlen gibt bei der Commerzbank einen positiven Trend: „Ende 2015 haben wir 192 000 Beratungskunden im Düsseldorfer Stadtgebiet verzeichnet. Von 2012 bis 2015 haben wir 18 000 Kunden dazugewonnen“, sagte die Sprecherin.
Positiv entwickelt sich auch das Online-Geschäft der Commerzbank: „Unsere Kunden können Bankgeschäfte bequem, zu jeder Zeit und von jedem Ort aus erledigen, inklusive Sicherheitsgarantie, die wir als erste große Filialbank in Deutschland für das Online- und Mobile-Banking anbieten.“ Zum Angebot gehören digitale Services wie die Kontostand-App, Kontowechsel-App, Foto-Überweisung.
Mit der digitalen Kontoeröffnung könnten zudem Verbraucher in wenigen Minuten ein Konto vollständig digital und papierlos eröffnen. Von den Neukunden nutze fast jeder Online-Banking, bei den Kunden, die ein Zahlungsverkehrskonto haben, seien es rund zwei Drittel. 70 Prozent der Überweisungen werden inzwischen bei der Commerzbank online durchgeführt.