Bahn schleift Mann 600 Meter weit mit — Zeugen geschockt

Der Verunglückte hatte versucht, zwischen Waggons der Bahn durchzusteigen. Der Fahrer bemerkte dessen Sturz zunächst nicht.

Foto: Patrick Schüller

Düsseldorf. Nach dem Straßenbahnunfall am Donnerstagabend auf der Grafenberger Allee sind nun die grausigen Details bekanntgeworden. Ein Mann war von der Bahn rund 600 Meter weit mitgeschleift worden, weil er unbemerkt von Fahrer und Fahrgästen zwischen den Wagen klemmte. Der Körper wurde aufs Äußerste verstümmelt. Fahrgäste, Zeugen und Rettungskräfte mussten seelsorgerisch betreut werden.

Foto: Patrick Schüller

Es war gegen 19.40 Uhr, als eine Straßenbahn der Linie 703 an der Haltestelle vor der Arbeitsagentur stand. Wie Zeugen es schilderten, versuchte der Mann dort, zwischen den beiden Wagen hindurchzuklettern, indem er auf die Anhängerkupplung stieg. In diesem Moment fuhr die Bahn an, der Mann stürzte zwischen die beiden Waggons. Laut Polizei war er sofort tot.

Tödlicher Straßenbahnunfall in Düsseldorf-Grafenberg
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Doch die Bahn fuhr weiter, schleifte den leblosen Körper mit, weil weder Fahrer noch Fahrgäste etwas mitbekommen hatten. Erst ein entgegenkommender Kollege bemerkte den Unfall, alarmierte schnell die Leitstelle. Die wiederum funkte den Fahrer an, er solle sofort anhalten. 600 Meter hinter der Haltestelle kam die Bahn endlich zum Stehen.

Für Zeugen bot der Unfall ein schreckliches Bild, ebenso wie für die kurz darauf eintreffenden Rettungskräfte. Die Feuerwehr musste zunächst den Strom auf der Linie abstellen und den Waggon anheben, um die völlig verstümmelte Leiche zu bergen. Auch auf der Strecke fanden sich Teile der Leiche.

Die Rettungskräfte richteten parallel eine Betreuungsstelle in einem Restaurant gegenüber der Unfallstelle ein. Seelsorger kümmerten sich dort um Zeugen und Fahrgäste.

Auch der Fahrer der Bahn nahm Freitag ärztliche Hilfe in Anspruch, ebenso manche Rettungskräfte. Eine Polizeipsychologin stand schon am Donnerstag den Kollegen als Ansprechpartnerin bereit.

Die Grafenberger Allee war nach dem Unfall stundenlang gesperrt. Während der Bergung konnten die Straßenbahnlinien 703, 709, 712 und 713 drei Stunden lang nicht fahren, auch für den Autoverkehr war die Straße währenddessen komplett gesperrt.

Die Identifizierung des Leichnams erwies sich Freitag als schwierig. „Wir werden eine DNA-Analyse machen müssen“, sagte ein Sprecher. Mit einem Ergebnis sei frühestens in einer Woche zu rechnen.

Nach WZ-Informationen gibt es allerdings Hinweise darauf, dass es sich bei dem Toten um einen Düsseldorfer handelt, der Mitte 40 war und im Obdachlosen-Milieu lebte.

Laut Rheinbahn sind Unfälle dieser Art sehr selten. Zuletzt hatte ein Mann sich 2006 schwer verletzt, als er in Rath versuchte, zwischen zwei Bahnwagen durchzusteigen.