Hospiz: Die Begleiter für den letzten Weg

Im Hospiz des EVK werden seit 20 Jahren todkranke Menschen versorgt und therapeutisch betreut.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Es gibt ein Wohnzimmer mit Korbsesseln und Fernseher, eine Küche mit Esstisch, einen Aufenthaltsraum. Alles sieht fast so aus, wie in einer gewöhnlichen Wohnung. Nur manchmal hört man Geräusche. Das Lachen von Annerose Delonge zum Beispiel. Sie ist über 80 Jahre alt, gut gekleidet, etwas hager. Man merkt, dass sie krank ist und trotzdem wirkt sie nicht wie jemand, der sich mit dem Sterben abgefunden hat. Doch dafür ist sie hier. Ins Hospiz des Evangelischen Krankenhauses Düsseldorf (EVK) kommen Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben, bei denen keine Behandlung mehr hilft.

Die EVK-Einrichtung eröffnete 1994 und war Düsseldorfs erstes Hospiz. Samstag wird das 20-jährige Bestehen gefeiert. Trotz der langen Tradition werde nur selten offen über Sterbebegleitung gesprochen, sagt Hospizleiterin Susanne Hirsmüller: „Die Leute haben Angst vor dem Hospiz, weil sie Angst vor dem Sterben haben. Die Angst vor dem Hospiz können wir ihnen nehmen — die Angst vor dem Tod bleibt.“

Annerose Delonge hat gerade Malstunde, kann sich noch nicht entscheiden, welche Farben sie verwenden will. Über den Pressetermin amüsiert sie sich noch mehr als über die eigenen Zeichenkünste: „Na, wenn ihr meint, schießt mal eure Fotos, Hauptsache ich krieg einen Abzug“, kommentiert sie, bevor sie sich wieder den Wasserfarben zuwendet.

„Humor ist wichtig, er trägt einen über vieles hinweg“, sagt Hirsmüller. Es werde viel gelacht im Hospiz. „Auch ein bisschen Galgenhumor muss manchmal sein.“

Nicht alle Patienten hier sind so fit wie Annerose Delonge. „In der Regel sind die Menschen so krank, dass sie nur selten oder gar nicht mehr aus dem Zimmer oder dem Bett kommen“, sagt Hirsmüller. Viele haben Krebs im Endstadium. Man versucht im Hospiz, sich auf die Situation der Menschen einzustellen. Mal- oder Musiktherapie werden auf Wunsch auch in den Zimmern angeboten, es gibt das zu essen, was der Patient sich wünscht.

Neben verschiedenen Therapeuten arbeiten im Hospiz auch Palliativmediziner, geschulte Pflegekräfte und Seelsorger. Die Hilfe beim Umgang mit seelischen Ängsten sei ein größerer Teil der Arbeit als die medizinische Versorgung, erklärt Hirsmüller.

Lebensverlängernde Maßnahmen sind im Selbstverständnis des Hospizes nicht vorgesehen: „Wir begleiten die Leute auf ihrem Weg, wie auch immer er sich gestalten mag. Wir lassen den Tod zu dem Zeitpunkt zu, an dem er sich einstellt.“ Bis dahin versuche man, den Kranken das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Dabei helfen auch die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter. Insgesamt 70 Freiwillige kümmern sich mit um die Patienten und bringen ein Stück Normalität in das Hospiz. „Sterben heißt nicht tot sein“, sagt Hirsmüller. Die Menschen sollen und wollen so lange wie möglich Teil der Gesellschaft sein.