Behinderte mitten im Leben

Kleine Wohneinheiten direkt in den Stadtteilen sorgen für bessere Integration.

Düsseldorf. Der Körper ist der eines alten Mannes. Doch hinter Falten und grauem Haar verbirgt sich ein kleiner Junge im Rentenalter. Manche Bewohner des Matthias-Claudius-Hauses sind längst Senioren, doch ihr Leben vollkommen alleine organisieren, das überfordert sie.

Wenn die Familie die Betreuung eines Schwerbehinderten nicht gewährleisten kann oder es vielleicht gar keine Angehörigen mehr gibt, werden Wohnheime mit einer Rund-um-die-Uhr-Versorgung gebraucht. So wie das Matthias-Claudius-Heim in Hassels.

Vor 24 Jahren gegründet, ist es heute ein Auslaufmodell. Zu groß, zu abgeschottet, zu weit weg vom normalen Leben. Das große Heim wurde aufgesplittet in zwei Häuser. Seit 2008 gibt es eines an der Gerresheimer Straße mit 24 Bewohnern. Ein weiteres Haus in Wersten soll 2011 bezugsfertig sein und die übrigen 25 Bewohner aufnehmen.

"In einem großen Heim kapselt man sich zu sehr ab. Wir gehen jetzt bewusst in die Stadtteile und wollen den Kontakt zu unseren Nachbarn und dem Umfeld haben", sagt die Leiterin des Matthias-Claudius-Hauses in Flingern, Gabi Schäfer. Die Bewohner sind mindestens 18 Jahre alt, haben schwere geistige Behinderungen. In Wohngruppen zu acht Personen leben sie wie in einer Wohngemeinschaft, jeder hat ein eigenes Zimmer.

"Unterstützt werden sie da, wo es individuell notwendig ist", so Schäfer. So viel wie möglich sollen die Bewohner selbst machen dürfen. Mit der Bahn in die Stadt fahren, ins Café gehen oder im Supermarkt einkaufen. Selbstständigkeit lautet die oberste Prämisse. Wenn es hakt, ist ein Betreuer zur Stelle.

Hilfe erhält die Einrichtung seit genau 20 Jahren vom Verein "Regenbogen". Ein Anliegen des Freundes- und Förderkreises ist die Integration der Behinderten. Darüber hinaus wurden Einrichtungsgegenstände, Therapien und Ausflüge im Wert von bisher rund 260.000 Euro aus der Vereinskasse finanziert.

"In den vergangenen Jahren ist es leider sehr mühsam geworden, Spenden zu sammeln", berichtet der Vorsitzende Bolko-Lewin von Katte. Dabei gehe es manchmal nur um Geschirr, von dem es Spaß macht zu essen.