Beste Steinmetz-Meisterin hat schon Betrieb

Anna Staudt hat kurz nach ihrer Prüfung ein Steinmetz-Unternehmen am Friedhof Itter übernommen.

Foto: Heike Herbertz

Düsseldorf. Die Handwerkskammer Düsseldorf ehrt am Sonntag wieder ihre Besten des Vorjahres. 979 Frauen und Männer sind es. Mit dabei auf der Meisterfeier im Congress Center Süd vor 3000 Gästen wird dann Anna Staudt sein. Die 36-Jährige hat im Januar 2017 die beste Meisterprüfung im Steinmetz- und Steinbildhauer-Handwerk abgelegt. Das Besondere: Nur drei Monate später wagte sie bereits den Schritt in die Selbstständigkeit und übernahm ein Unternehmen am Friedhof in Itter.

Für Andreas Ehlert, den Präsidenten der Handwerkskammer Düsseldorf, ist das ein wichtiges Beispiel. Es soll andere Meister ermuntern. Denn auch wenn die Zahl derjenigen, die im Kammerbezirk pro Jahr die Meisterschaft im Handwerk schaffen, stabil bei rund 1000 liegt, hat das Handwerk ein großes Problem: Zu wenige trauen sich, laut Ehlert, den nächsten Schritt zu gehen und sich beruflich selbstständig zu machen. Dabei, so der HWK-Präsident, „benötigen rund 9000 gut eingeführte Unternehmen an Rhein, Ruhr und Wupper in den nächsten fünf Jahren einen Nachfolger, weil sich der aktuelle Inhaber aus Altersgründen zurückziehen wird.“

Nun, Anna Staudt ist so eine Nachfolgerin. Und ihr Weg dahin ist sehr interessant. Nach dem Abitur machte sie eine Ausbildung in der Steinmetzwerkstatt von Friedrich Meyer an der Itterstraße. „Danach gab es in Deutschland aber keine interessanten Stellen“, erzählt sie. Deshalb verbrachte sie ihre Gesellenjahre in der Schweiz, wo der traditionelle Beruf sehr geschätzt und auch gut bezahlt sei. Vier Jahre arbeite sie bei einem Steinrestaurator, absolvierte Gastsemester an der Architekturhochschule und landete so im Büro des international bekannten Schweizer Architekten Peter Zumthor (u.a. Kolumba Museum Köln). Staudt leitete dessen Modellbauwerkstatt, liebte die Arbeit mit den vielen Materialien, machte Präsentationen. Dann aber wollte sie zurück ins Rheinland. Und auf jeden Fall selbstständig werden.

In ihrem Beruf ist dazu der Meisterbrief Pflicht. „Ich habe das erst als Last empfunden“, bekennt sie. Die handwerklichen Dinge lerne man schließlich im Betrieb. Aber im Nachhinein weiß sie die weitere Ausbildung zu schätzen: „Man bekommt in der Schule einen anderen Horizont für den betriebswirtschaftlichen Teil, den Umsatz, Bilanzen und vieles mehr.“ Nach der Prüfung habe sie auch die Beratung der Handwerkskammer in Anspruch genommen, um zu erfahren, was an formalen und finanziellen Dingen zu tun war.

Bereits im April vergangenen Jahres wurde sie dann Nachfolgerin ihres Lehrmeisters Friedrich Meyer, genau 50 Jahre, nachdem dieser das Unternehmen gegründet hatte. Sie beschäftigt einen Mitarbeiter und sucht zum Sommer einen Auszubildenden.

Anna Staudt ist zufrieden mit dem ersten Geschäftsjahr. Sie bedauert zwar, dass die Flächen „auf den schönen Düsseldorfer Friedhöfen“ verkleinert werden und bangt um die Friedhofskultur. Doch sie hat viele Kunden, denen ein Grabstein noch viel bedeutet. Zudem setzt sie nun ihre eigenen Visionen um, gestaltet Brunnen oder Küchenbecken. Der Meisterin liegt eines noch am Herzen: „Im Handwerk steckt ganz wichtiges Wissen.“