Bilder verschwunden: Galerist angeklagt

Haftbefehl gegen den Kunsthändler erlassen. Opfer hatten dem 59-Jährigen vertraut.

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Vier Ölgemälde aus dem Erbe ihrer Eltern hatte Heidi N. dem Galeristen anvertraut, um sie zu verkaufen. „Dann hörte ich lange nichts mehr. Bei Kunst geht das nicht so schnell, wurde mir gesagt“, erzählt die 66-Jährige. Irgendwann bekam sie einen Anruf von einer Freundin: „Die sagte mir, das Geschäft in der Rethelstraße ist leer.“ Die Bilder hat sie seitdem nicht wieder gesehen. So wie Heidi N. erging es offenbar vielen anderen Kunden des Galeristen. Er soll etliche Kunstwerke heimlich verkauft haben. Gestern sollte sich der 59-Jährige wegen Untreue und Betruges vor dem Amtsgericht verantworten, meldete sich aber kurzfristig krank.

Sehr zum Ärger von mehreren mutmaßlichen Opfern, die den Prozess als Zuschauer beobachten wollten. Angeklagte hat die Staatsanwaltschaft neun Fälle, es soll aber noch mehr Geschädigte geben. „Das hätte man ihm nie zugetraut. Der konnte so überzeugend reden“, berichtete eine Frau, die ebenfalls mehrere Bilder in Kommission gegeben hat“, „bei der Kripo hat der Kommissar uns dann gesagt, das sei der Mini-Achenbach.“

Doch der 59-Jährige hatte sich nicht auf moderne Kunst spezialisiert, sondern eher auf „alte Schinken“, die auf Dachböden schlummerten. Wie die vier Gemälde von Heidi N. die einen Wert von 17 000 Euro haben sollen. Ein Teil davon befindet sich noch beim Insolvenzverwalter: „Aber das Bild ’Düsseldorfer Stadtansichten ist verschwunden.“

Der Galerist soll erheblichen Schaden angerichtet haben. So landete das historische Gemälde „Einmarsch der Russen in Düsseldorf“ von Wilhelm Schreuer pikanterweise in den Räumen der Rhein Marathon GmbH. 60 000 Euro sollte der Besitzer dafür bekommen, auf das Geld wartet er heute noch. Angeblich hatte der Angeklagte Schulden bei dem ehemaligen Geschäftsführer.

Der Platz auf der Anklagebank blieb leer. Zu einem Termin beim Amtsarzt, den der Richter angeordnet hatte, war der Galerist nicht erschienen. Darum wurde gestern Haftbefehl erlassen.