Blutspender gesucht – aber bitte keine Schwulen
Blutbanken: Obwohl die Vorräte knapp sind, dürfen ganze Bevölkerungsgruppen nicht spenden.
Düsseldorf. Ob Sommer, Herbst oder Winter, zu jedem Ferienbeginn kommt der gleiche Aufruf über die Medien: "Leute, geht Blut spenden, denn die Vorräte sind aufgebraucht." Sogar in den Haltestellen der Rheinbahn ruft die Uni zum Spenden auf.
Es werden Szenarien von leeren Blutbänken und verschobenen Operationen beschrieben. Die Engpässe entstehen, weil die Menschen im Urlaub sind oder im Sommer wegen der Hitze nicht spenden wollen. Sie entstehen aber auch, weil bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht zur Blutspende zugelassen werden.
Das "Transfusionsgesetz" von 1998 regelt genau, wer an der Blutspende teilnehmen darf. Ausschlusskriterien sind Schwangerschaften, Krankheiten, Alter, Tätowierungen, Medikamenteneinnahme, aber auch längere Aufenthalte in Großbritannien.
"Seit der BSE-Krise darf niemand mehr spenden der da war, weil man BSE über Tests nicht nachweisen kann", sagt Heinz Kapschack, Pressereferent beim Blutspendedienst West des Deutschen Roten Kreuz (DRK).
Von der Blutspende sind auch homosexuelle Männer ausgeschlossen, weil 69 Prozent aller HIV-Neuinfektionen in dieser Bevölkerungsgruppe gezählt werden.
Sie dürfen kein Blut spenden, weil in der Kürze der Zeit nicht festgestellt werden kann, ob sich jemand mit dem Virus infiziert hat. Wenn sich gestern jemand angesteckt hat und spendet, kann der Virus am nächsten Tag nicht nachgewiesen werden.
Der "Arbeitskreis Blut", zuständig für die Gesetzgebung, schließt die Gruppe der homosexuellen Männer aus statistischen Gründen aus. Lars-Hauke Martens findet diese Kriterien absurd: "Rein statistisch gesehen gehen 80 Prozent aller HIV-Infektionen auf Männer zurück. Demnach müsste man alle Männer von der Blutspende ausschließen."
Der Sprecher des Vereins "Schwules Blut" weist auf einen zweiten Denkfehler hin: "Bei einem Heterosexuellen ist eine frische HIV-Infektion ebenfalls nicht nachweisbar, aber er darf trotzdem zur Blutspende gehen."
Statt des Ausschlusses ganzer Bevölkerungsgruppen schlägt er eine individuelle Risikobefragung vor. Denn es gibt Homosexuelle, die keinen Sex haben, ebenso Heterosexuelle, die freizügig leben. Eine individuelle Prüfung könnte die Sicherheit erhöhen und den ungerechtfertigten Ausschluss Homosexueller beenden.
Selbst wer den Kriterien entspricht und sich zur Blutspende entscheidet, muss unter Umständen lange warten. In Düsseldorf dauert es teilweise bis zu zwei Wochen bis zum nächsten DRK-Termin. "Wir planen die Termine ein Jahr vorher, deshalb können wir nicht kurzfristig auf Engpässe in bestimmten Regionen reagieren und Blutspendetermine anbieten", sagt Heinz Kapschack von der DRK.
In der Uniklinik können die Blutspender jeden Tag vorbeikommen, ab dem zweiten Mal gibt es 25 Euro.
Wenn Sie bei der DRK spenden möchten, finden Sie im Internet den Termin in Ihrer Nähe: