Mach doch selbst: Neue Partyreihen in Düsseldorf

Die jungen Düsseldorfer meckern nicht über die einseitige Clublandschaft – sie erfinden ihre Partys einfach selbst.

Düsseldorf. Hinterhof-Club, Live-Musik, Improvisation, schief aufgesetzte Käppis, dreckige Turnschuhe. Die Partyreihe "Boogie Down Derendorf" im Koyote Club am alten Derendorfer Schlachthof ist alles, was man gemeinhin nicht mit dieser Stadt verbindet.

"Wir wollten dem Schicki-Micki-Ruf etwas entgegensetzen", sagt Veranstalter Stephan Görsch. "Etwas, wo man hinkommen kann, wie man ist. Es soll nur um Musik gehen."

So untypisch die Partys des 33-jährigen Sozialpädagogen und seines Freunds Robert Thaler für Düsseldorf zu sein scheinen, so typisch sind sie für eine aktuelle Entwicklung: Junge Menschen, die unzufrieden mit dem elektronischen Einheitsbrei in vielen Diskotheken sind, starten kurzerhand ihre eigene Partyreihe. Musikalische Vielfalt und lockere Atmosphäre stehen dabei im Vordergrund.

Stephan Görsch bietet in einem Langenfelder Jugendclub Hip-Hop-Projekte an, macht mit seiner Band Community Education aber auch Funk und Soul.

Ihm fehlten in Düsseldorf Schnittmengen zwischen den Musikstilen. Beim letzten Termin von "Boogie Down Derendorf" gab es auf der Bühne nacheinander eine Drum’n’Bass-Performance und Akustik-Hip-Hop der Band "Punk in Uniform".

Vor zwei Jahren legten ein paar junge Düsseldorfer den "Rundlauf" in der People Clubbar an der Kurze Straße auf - ein Abend mit fünf DJs und fünf Musikrichtungen. Heute ist es gang und gäbe, dass sich Menschen mit Ideen bei den Clubs einmieten.

Privat organisiert wird auch die Soul-Funk-Hip-Hop-Party "Crush" im Monkey’s Club an der Kö, der Düsseldorfer DJ Plattenpapzt lädt allmonatlich zu "Skillz & Technix" in den Koyoten. Hauptsache Live-Musik heißt das Motto der "Gin & Juice", die Musiker Max Bohl inzwischen seit über anderthalb Jahren einmal pro Monat an einem Mittwoch im People veranstaltet.

Mit "The Plot" macht der Student selbst Hip-Hop im weitesten Sinne. "Wir taten uns damals ganz schön schwer, hier in Düsseldorf Auftritte zu bekommen." Die Lösung: selbst eine Plattform schaffen.

Klotzen statt motzen - die junge Musikszene packt an, statt über die Mängel der Stadt zu klagen. Inzwischen kommen zu Bohls Partys teilweise über 100 Besucher in den winzigen Altstadt-Club.

"Es bringt gar kein Geld. Man macht es für den Spaß", sagt der Organisator. "Und plötzlich merkt man ja auch, dass man nicht allein ist." Die Düsseldorfer Szene rückt zusammen - über musikalische Genregrenzen hinweg. Hauptsache, man feiert eine gute Party.

So entstehen Wochenenden wie das kommende, an dem sich die untergründlichen Events nur so knubbeln. Am Samstag lädt The Plot zur Album-Release-Party im Rotkompot an der Pinienstraße, Stephan Görschs Boogie Down Soundsystem veranstaltet eine Jam-Session mit offenem Mikro im Tigges und der Plattenpapzt ruft zur "Skillz & Technix" in den Schlachthof. Max Bohl: "Vor zwei Jahren gab es in dieser Stadt nichts - und jetzt ballt es sich auf einmal."

Schwer tun sich die jungen Partymacher nicht mit Visionen und Arbeitswut. Sondern mit dem Platz. "Es gibt in Düsseldorf zu wenige Locations, wo man so etwas veranstalten kann", sagt Stephan Görsch.

"Und zu wenige Flächen, wo neue Clubs entstehen können." Siehe Schlachthof und Güterbahnhof - alles wird fein säuberlich überplant. Und selbst im People mitten in der Altstadt dürfen Max Bohl und seine "Gin & Juice" nur bis 23 Uhr Live-Musik machen.

"Ich würde sofort einen eigenen Laden aufmachen", sagt der Student, der gerade eigentlich in Köln wohnt. "Mein Herz hängt eben an Düsseldorf." Zum Feiern kommt er jedes Wochenende über den Rhein zurück. Selbst wenn er die Partys, die er besucht, eben selbst schmeißen muss.