Oper Brittens „Peter Grimes“ in Düsseldorf: Wenn der Opernchor im Fokus steht
Im Vorfeld der Wiederaufnahme an der Deutschen Oper am Hrein sprachen wir mit einer Chorsängerin und dem Chordirektor über die Besonderheiten des Werkes.
Düsseldorf. Peter Grimes in der Inszenierung von Immo Karaman mit der Choreografie von Fabian Posca war 2009 Auftakt von Christoph Meyers Intendanz. Brittens Oper, die die Geschichte eines Außenseiters erzählt, dem vorgeworfen wird, er habe seinen Lehrling umgebracht, ist ein packender Thriller in düsteren Bildern. Was sie auch noch außergewöhnlich macht, ist die umfangreiche Rolle des Chores.
Nach der abgesagten Wiederaufnahme am 29. Juni kommt das Werk unter der musikalischen Leitung von Wen-Pin Chien nun am heutigen Donnerstag wieder auf die Bühne. Im Vorfeld der Vorstellung am Opernhaus Düsseldorf erzählen Chordirektor Gerhard Michalski und Chorsängerin Cornelia Maria Orendi (Mezzo) was das Werk so besonders für den Chor macht.
„Da gibt es die sogenannte Schwarmszene, in der die Dorfbewohner wie ein großer Fischschwarm aus der Kirche strömen, einzelne Protagonisten verschlucken und wieder frei geben. Durch die ausgeklügelte Choreographie bekommt die Szene unglaubliche Symbolkraft“, erzählt Orendi zu Beginn des Gesprächs. Doch sei das für die Sänger überaus schwierig, als Strudel zu agieren, führt sie weiter aus.
Eine Herausforderung bei der Wiederaufnahme war, die Kraft auch dieser Szene wieder lebendig werden zu lassen. Diejenigen Chorsänger, die auch schon bei der Premiere mitgewirkt haben, hatten die Bewegungen im Einklang mit der Musik derart verinnerlicht, dass sie den seitdem dazugekommenen Chorsängern — es sind zwölf neue — Hilfestellung geben konnten.
Die Musik an sich birgt schon besondere Herausforderungen. Dies liegt einerseits an der Sprache, denn Englisch als Opernsprache ist ungewöhnlich, wie Michalski erklärt. Aber auch die musikalische Komplexität birgt Tücken. „Ich empfand vor allem das Rhythmische als schwierig“, sagt Orendi. Dies sei insbesondere in Verbindung mit den vielen szenischen Aktionen herausfordernd, ergänzt Michalski und verrät uns, dass Peter Grimes eines der wenigen Stücke ist, das er durchgängig für den Chor, als Zweitdirigent, mitdirigiert. „Was das Auswendiglernen so schwierig macht, ist, dass es viele Phrasen gibt, die mehrfach hintereinander kommen, aber immer ein bisschen verändert sind. Und das dann in sehr, sehr schnellen Tempi“, erklärt er. Die Phrasen — die musikalische Bausteine — sind zudem alle unregelmäßig. Wenngleich man denken könnte, es sei eigentlich ganz leicht. „Meine Kinder können viele Passagen immer noch Mitsprechen, weil sie mich zu Hause so oft beim Üben gehört haben“, scherzt Orendi.
„Der Chor ist auch ein Kommentator dessen, was da auf der Bühne passiert, zugleich handelt er als durchaus bedrohliche Masse“, sagt Michalski. Diese Brittens Stück intrinsische Rolle des Chores habe Regisseur Karaman „fantastisch rübergebracht“. Es gebe selten eine Produktion, bekräftigt er, in der der Chor so passend zum Stück inszeniert worden ist. „Unser Opernchor spielt einfach auch gern“, sagt er. Doch es sei nicht selbstverständlich, dass der Chor derart im Fokus stehe.
Hierbei gebührt der Hinweis, dass alle Mitglieder des Opernchores — 60 Chorsänger — studierte Sänger sind, die auch eine szenische Ausbildung haben.
Das Geheimnis der Sogwirkung von Peter Grimes ist für Michalski, dass der Zuschauer das Gefühl bekommt „als würden wir das alles gerade erfinden“. Alles sei einfach stimmig und das fände sich auch in der Inszenierung wieder. Nichts sei beliebig und auch das Bühnenbild von Kaspar Zwimpfer habe einen großen Anteil an der Faszination, sagt Orendi.
Weitere Aufführungen: 10. Juli, 19.30 Uhr.