Brückenteile schweben ein
An der Pariser Straße sind in der Nacht zu Mittwoch drei Stahlüberbauten eingehoben worden.
Düsseldorf. Vollsperrung an der Pariser Straße zwischen Oberkassel und Heerdt: Kein Auto, keine Bahn darf mehr fahren. Denn für den Bau der neuen Autobrücke, die das marode Bauwerk von 1959 ersetzen soll, wurden in der Nacht zu Mittwoch drei große Stahlüberbauten mit Hilfe eines 700-Tonnen-Teleskopkrans eingehoben. Die zig Tonnen schweren Metallskelette der künftigen Brücke, schwebten gravitätisch über der Baustelle. Für den Laien beinhaltet ein solcher Vorgang jede Menge Katastrophen-Potenzial mit haarsträubenden Szenarien. Nicht auszudenken, würde die Last in eine falsche Richtung schwingen oder gar abstürzen.
Doch für die Fachleute an der Baustelle ist das alles Routine. Allerdings verzögert sich der Start zunächst: Die Oberleitungen der Rheinbahn stehen noch unter Spannung. Ein Blitzeinschlag in einem Leitungsbereich soll ursächlich sein für die Komplikation beim Stromabschalten. Die Stromabschaltung ist erforderlich: „Wenn das Stahlteil zu nah dran kommt an die Oberleitung, könnte der Strom überschlagen“, erläutert die Ingenieurin Sonja Rode, Projektleiterin beim Amt für Verkehrsmanagement. Dies sei auch der Hauptgrund für die Wahl des Zeitpunkts. Um den Fahrplan der Rheinbahn nicht zu durchkreuzen, wurden die Arbeiten in der Fahrpause zwischen 23.30 und 4.30 Uhr durchgeführt.
Was außer den Oberleitungen noch so alles im Wege stehen kann, zeigt auch die Millimeterarbeit, die geleistet werden musste, um nicht eine ganze Ampelanlage wegzureißen: Mit einer rot und grün blinkenden Fernsteuerung lenkte der Fahrer von außen den mit zwölf sehr flexiblen Rädern ausgestatteten Schwerlast-Trailer, auf dem das Stück Brückenkonstruktion angeliefert wurde. Das hochbelastbare Gefährt lässt sich in jede beliebige Richtung bewegen und kann sogar seitwärts fahren — die Ampel ist außer Gefahr. Jetzt verbinden sich die Greifhaken des Krans mit den Anschlagösen des 40 Tonnen schweren Brückenelements.
Ganz, ganz langsam hebt nun der Arm des riesigen Teleskopkrans die Stahlkonstruktion an, die Seile spannen sich, und allmählich bewegt sich ein schickes Stück Autobrücke in die von Scheinwerfern erleuchtete Nachtluft.
Es geht plötzlich ganz rasch. Nach wenigen Minuten landet der gewichtige Passagier ganz in der Nähe seines Bestimmungsorts auf der Südseite der Pariser Straße. Dann beginnt die mühevolle Feinjustierung. „Der Einschwenkvorgang geht immer schnell“, sagt die Ingenieurin Sonja Rode. Doch um dann für die Ablassung die exakte Position zu finden, brauche es durchaus eine ganze Stunde. Drei solcher Stahlüberbauten wurden in jener Nacht eingehoben, mehr als 150 Tonnen Stahl eingepasst und verschweißt. In den frühen Morgenstunden konnte dann der Verkehr wieder über die Pariser Straße fließen als sei nichts geschehen.