Bücherbummel steht vor dem Aus
Buchhändler Gossens will sich die Organisation nicht mehr antun. Die Stadt sucht jetzt nach Alternativen.
Düsseldorf. Der diesjährige Bücherbummel auf der Kö — terminiert für den 11. bis 14. Juni — wird womöglich ersatzlos ausfallen. Nachdem voriges Jahr Sturm „Ela“ die Veranstaltung buchstäblich über den Haufen geworfen hat, wirft nun Organisator Bernd Gossens hin. Der Buchhändler aus dem Linksrheinischen hat die Teilnehmer per Brief darüber informiert, dass er die Organisation der Groß-Veranstaltung — in guten Jahren kamen jeweils rund eine halbe Million Besucher auf die Kö — nicht weiter übernehmen wird. Damit steht der Bücherbummel nach fast 30 Jahren vor dem Aus.
Zur Begründung schreibt Gossens: „Es hat sich erwiesen, dass eine einzelne Buchhandlung nur schwer in der Lage ist, die gestiegenen Anforderungen, die inzwischen an Veranstaltungen dieser Größenordnung gestellt werden, zu erfüllen.“ Damit sind unter anderem die strengeren Sicherheitsanforderungen gemeint. Zudem gebe es „immer weniger inhabergeführte Buchhandlungen in Düsseldorf, von denen sich nur noch einige für den Bücherbummel engagieren“.
Und: Nach Sturm „Ela“ habe sich gezeigt, „dass ein Rück- und Zusammenhalt seitens der Teilnehmergemeinschaft nur noch bedingt vorhanden ist“. Wie die WZ berichtete, hatte es nach der Absage im vorigen Jahr auch Kritik an Gossens gegeben. Hintergrund: Obwohl am Morgen des 9. Juni das Ausmaß der Verwüstung klar wurde, ist der Bücherbummel erst am 10. Juni abgesagt worden.
Bis dahin waren viele Zelte aufgebaut, zum Teil auch die Elektrik verlegt. Auf den Kosten blieben die Buchhändler größtenteils sitzen. Sie erhielten bisher rund 40 Prozent der gezahlten Standgebühr zurück. Vom Zeltbauer gab es gar nichts — schließlich sei die bezahlte Leistung erbracht worden, hieß es.
Zwar hat die Stadt jetzt noch eine Sonderzahlung vorgenommen, die Händler bekommen somit nochmal zehn Prozent zurück — doch die Kritik an Gossens hat Spuren hinterlassen. Es sei zu spät abgesagt worden, es hätte eine Versicherung geben müssen, meinten einige Händler damals. Gossens hatte die Kritik stets zurück gewiesen — auch mit dem Hinweis, dass die späte Absage von der Stadt gekommen war.
Und wer soll die Organisation des Bücherbummels nun übernehmen? Gegenüber der WZ sagte Gossens: „Ich hoffe, dass jene Gruppe meine Aufgaben übernimmt, die sich vehement gemeldet hat, dass man alles hätte anders machen sollen.“
Vorerst aber sucht nun Kulturdezernent Hans-Georg Lohe nach einer Lösung: „Es laufen Gespräche darüber, wer die Organisation übernehmen könnte. Ich kann aber noch nichts Konkretes dazu sagen.“
Klar ist vorerst nur, dass die parallel zum Bücherbummel laufenden Literaturtage stattfinden werden — sagt Michael Serrer vom Literaturbüro NRW: „Das Kulturprogramm machen wir auf alle Fälle weiter. Es wird wie bisher Lesungen im Palais Wittgenstein, im Savoy, im Zakk und im Heine-Institut geben, sofern die Sanierung dort abgeschlossen ist.“ Den Rückzug Gossens’ bedauert er: „Ich kann nur hoffen, dass der Fleiß und der Elan, den Gossens hatte, von irgendeinem Kollegen weiter geführt wird. Es wäre schade, wenn der 30. Bücherbummel nicht mehr stattfindet.“
Das wird auch in Buchhandelskreisen so gesehen, manche sind indes skeptisch: „Man unterschätzt die viele Arbeit, die die Organisation macht. Ich wüsste nicht, wer das leisten könnte“, meint Antiquar Michael Lenzen.