Café International: Senioren bei Google Earth
Am Mittwoch kehrten Menschen aus ganz Europa für einen Moment zurück in die alte Heimat.
Düsseldorf. Mehri Borhani wohnt schon lange im Rheinland. Seit Jahren war die gebürtige Iranerin nicht mehr in ihrer ursprünglichen Heimat. Doch am Mittwoch durfte sie endlich mal wieder durch die Straßen der Zwei-Millionen-Stadt Isfahan schlendern. Allerdings nicht persönlich, sondern mit Hilfe von Google Earth — einem Internetdienst, mit dem man virtuell über den ganzen Globus fliegen kann.
Borhani war nicht die einzige, die sich am Mittwoch auf die Suche nach der alten Heimat begab. Rund 20 Senioren, die sich regelmäßig im Bistro International des Netzwerks Flingern/Düsseltal der Diakonie treffen, stellten den jeweils anderen ihre Geburtsstadt vor. Mit Erinnerungen an die Kindheit und einem Lieblingslied aus der Heimat, das sie sich über den Videodienst Youtube anschauten und teilweise mitsangen.
So fand sich eine Teilnehmerin plötzlich in der Straße im ungarischen Debrecen wieder, in der sie als Kind immer gespielt hatte. „Leider gibt es unser altes Haus nicht mehr. Die neueren Häuser hier sind in den 80ern gebaut worden“, sagte sie sichtlich bewegt.
Für eine derartige Reise braucht man nicht mehr als einen Computer mit Internetanschluss. Und Rainer Speckmann, technikaffiner Ehrenamtler bei der Diakonie. Speckmann bediente den Computer, die Senioren nannten ihm ihre Geburtsorte und Lieblingslieder.
Und schon flogen die Teilnehmer der Aktion „Meine Heimat im Internet“ am Bildschirm durch die Straßen zahlreicher Orte — im Iran, Rumänien, Ungarn, Polen, Griechenland oder im gesamten Bundesgebiet.
Die Idee zu der Aktion hatte Georgios Pimenidis, Leiter des Zentrums Plus an der Grafenberger Allee. Pimenidis ging es dabei aber nicht nur um den virtuellen Blick in ferne Länder, er will den Senioren auch die Möglichkeiten des Internets näherbringen. „Manche sind sehr fit auf diesem Gebiet und haben eigene Computer zu Hause. Andere kennen sich noch gar nicht aus und haben Berührungsängste.“
Diese will der gebürtige Grieche abbauen. So begann er selbst und erzählte am Anfang der Veranstaltung von seinen eigenen Eltern und ihrer Geschichte, um das Eis zu brechen.
Denn die für manche Senioren ersten Stunden im Internet sollten nicht zum Technik-Seminar verkommen. „Bei uns stehen immer der Mensch und seine Geschichte im Vordergrund.“ Dass dabei der Computer helfen konnte, war für viele neu.