Corona und Kultur in Düsseldorf Capitol feiert 25-Jähriges online

Flingern. · Das Capitol-Theater ist wegen der Pandemie geschlossen. Im Sommer soll das Jubiläum nachgefeiert werden.

Henning Pillekamp ist der Theaterleiter des Capitol-Theaters.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Als sich im Januar 1996 zum ersten Mal der Vorhang für eine große Show öffnet, ist im Capitol-Theater ein Weltstar zu Gast. Weil das Musical „Grease“ als Premiere ausgewählt worden ist, hat sich Olivia Newton-John unter die Zuschauer gemischt. Die australisch-amerikanische Sängerin und Schauspielerin hat in der noch immer beliebten Filmfassung von Grease 1978 die Hauptrolle gespielt und ehrt die Düsseldorfer Musical-Version mit ihrem Besuch.

Nun, 25 Jahre später, könnte Theaterleiter Henning Pillekamp eigentlich gut gelaunt auf erfolgreiche Jahre zurückblicken sowie mit Besuchern und Mitarbeitern ein großes Fest anlässlich des Jubiläums feiern. Aber das Capitol-Theater ist wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Dass das 25-jährige Bestehen ausgerechnet in den Lockdown fällt, ist für alle Beteiligten im Capitol bedauerlich. Geplant waren Besucher-Attraktionen wie ein Tag der Offenen Tür mit Führungen in die Kulissen und live gespielte Show-Szenen. Aber nichts geht, stattdessen wird sich das Capitol online präsentieren, zum Beispiel mit Grüßen von Schauspielern, Verlosungen und fotografischen Impressionen aus 25 Jahren, alles auf den Social-Media-Kanälen. Denn rückblickend gibt es viele Anekdoten zu erzählen, sagt Henning Pillekamp. In einer der vielen „Grease“-Shows zum Beispiel hat ein Besucher während der Vorstellung von der Bühne seiner Freundin einen Heiratsanstrag gemacht. Das Ensemble wusste Bescheid und unterbrach mitten in einem Song das Programm. Mit Erfolg: die Besucherin hat „Ja“ gesagt, die Show ging weiter.

Aufregend waren auch die Monate mit der Eigenproduktion „Kein Pardon“. Zum Ensemble gehörten auch Kinder, denen oft erst kurz vorher klar wurde, dass sie gleich vor 1000 Zuschauern spielen würden. „Da haben sich vor Lampenfieber manche Jung-Darsteller übergeben, und es war unklar, ob sie noch auftreten konnten“, sagt der Theaterleiter.

Aber es hat immer geklappt. Fast wäre im Oktober 2020 noch ein Termin in die Geschichte des Capitols eingegangen. Auf dem Programm stand einer der letzten Auftritte des deutschen Musik- und Comedyduos „Die Lochis“. Fans hatten schon am Abend zuvor vor dem Theater ihre Nachtlager aufgeschlagen, um die Zwillingsbrüder zu sehen. „Ihr Auftritt war ausverkauft, wir hätten drei weitere Vorstellung anbieten können“, sagt Henning Pillekamp. Aber kurzfristig wurde der Lochis-Auftritt gestrichen, Corona war Schuld.

„Nach dem ersten Lockdown haben wir noch bis Mitte Oktober ein gutes Program gehabt“, sagt er. Die Besucher hielten sich an Abstandsregeln und Masketragen sogar im Saal. „Wir haben gemerkt, dass sich die Menschen nach Abwechslung sehnten“, sagt Pillekamp. Der Quatsch-Comedy-Club wurde ausnahmsweise nicht im kleinen, sondern im großen Saal gespielt, der wegen der Abstandsregeln nicht mal zu 50 Prozent belegt war. Finanziell gesehen war das eng, große Musical-Shows wie „Grease“ gingen bei reduzierter Platzzahl gar nicht, „sie rechnen sich erst bei einer Auslastung ab 70 Prozent, was wegen der Abstandsregeln nicht machbar ist.“

Jetzt im andauernden Lockdown kommen fast gar keine Einnahmen mehr, nur ab und zu gibt es noch eine kleine Firmenveranstaltung oder ein Konzert als Online-Stream. „Gleichzeitig haben wir aber die laufenden Kosten für Miete und Personal“, sagt Henning Pillekamp.

Zurzeit herrscht im Capitol-Theater eine ungewöhnliche Stille. Die hohen Regale, in denen sonst Perücken und andere Requisiten liegen, sind leer ebenso wieder der kleine Fitnessraum, in dem sich vor allem männliche Tänzer vor den Vorstellungen noch mal mit Hanteln und Geräten in Form gebracht haben. Stille herrscht auch in der Kantine, die Küche ist verwaist.

Henning Pillekamp hofft, im Februar oder März wieder ein Progamm bieten zu können. Zwar seien große Ensemble-Shows nicht so einfach auf die Schnelle realisierbar, weil Werbung und Vorverkauf kurzfristig kaum zu organsieren wären. „Wir sind aber sonst startklar und könnten mit kleineren Comedy-Programmen mit Solo-Künstlern sofort wieder loslegen“, sagt er. Und im Sommer dieses Jahres soll dann endlich das 25-jährige Bestehen des Capitol-Theaters mit einem Tag der Offenen Tür und einer großen Feier nachgeholt werden.