Carsharing: Das Auto für zwischendurch

Stadt will Pilotprojekt starten. Bei dem neuen System dürfen die Nutzer das Auto auf jedem freien Parkplatz abstellen.

Düsseldorf. Flexibel, unverbindlich, schnell. So tickt die junge Generation, wenn man Jugendforschern glauben darf. Folgerichtig soll nun ein neues Modell für Carsharing auf den Markt kommen, das vor allem die junge Zielgruppe im Auge hat: Die Nutzung ist flexibel, unverbindlich, schnell. Und die Stadt will dafür öffentlichen Parkraum zur Verfügung stellen.

Hintergrund: Carsharing ist längst kein Nischenprodukt mehr. Bundesweit gibt es 190 000 Nutzer (in Düsseldorf mehr als 7000), die jährliche Wachstumsrate liegt nach Angaben des Bundesverbandes bei rund 20 Prozent. Stadt, Parteien und Umweltverbände unterstützen diesen Trend nach Kräften, sie versprechen sich weniger Blech und weniger Verkehr in der Innenstadt, wenn sich die Bürger Autos teilen.

Einen weiteren Schub soll die Einführung eines neuen Systems bringen, das die Verwaltung jetzt im Fachausschuss vorstellte. Die traditionellen Carsharing-Unternehmen operieren mit festen Standorten, wo die Autos abgeholt und wieder abgegeben werden müssen. Inzwischen gibt es auch Systeme, bei denen die Nutzer die Autos innerhalb eines fest definierten Raumes (z.B. im Bereich der Innenstadt), auf jedem freien, öffentlichen Parkplatz abstellen dürfen. Die Stadt erteilt dazu Ausnahmegenehmigungen. Finden kann man ein Fahrzeug per Internet im Handy — so wird es zum Auto für zwischendurch.

Die Stadt verhandelt mit den beiden großen Anbietern: car2go (Daimler-Tochter, operiert in Ulm mit mehr als 20 000 Kunden, neu ist Hamburg) sowie Drive-Now (Kooperation von BMW, Mini, Sixt; aktiv in Berlin und München, dort 5200 Nutzer seit dem Start Anfang Juni). Im Frühjahr 2012 soll das Projekt in Düsseldorf starten.

„Die Vorteile des Carsharing-Programms liegen auf der Hand“, meint Andreas Hartnigk (CDU), der das Pilotprojekt mit der FDP angeregt hatte: „Weniger Verkehr, weniger Schadstoff-Emissionen und eine entspanntere Parkplatzsituation.“ Die Rheinbahn begreift Carsharing als Ergänzung zum eigenen Angebot und hat angekündigt, sich daran zu beteiligen, womöglich gebe es sogar eine Kombikarte, die für Bus, Bahn und Mietauto gilt.

Bis zu 600 Ausnahmegenehmigungen will die Stadt ausgeben, der Anbieter soll dafür gut 50 Euro Gebühr pro Monat je Fahrzeug zahlen. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisiert diese Gebühr („so hohe Kosten sind nicht gerechtfertigt“), begrüßt das Vorhaben im Grunde aber, ebenso wie SPD und Grüne.

Skeptisch ist indes der Carsharing-Bundesverband (100 Mitgliedsunternehmen). Durch die relativ hohen Minutenpreise (24 bzw. 29 Cent inklusive Benzin, Steuern etc.) sei das Angebot zwar für kurze Strecken in der Stadt attraktiv. Nicht aber für Wochenendausflüge oder längere Fahrten. Es sei daher nicht zu erwarten, dass so Autofahrer zum Umsteigen bewegt werden könnten. Vielmehr würde das Angebot auf Kosten von Taxi und ÖPNV gehen.