Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Düsseldorf 70 Jahre christlich-jüdischer Verein
Düsseldorf · Seit 70 Jahren setzt sich die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Düsseldorf für ein lebendiges Miteinander ein. Das Jubiläum soll gefeiert werden.
(clhö) Die Schatten der Vergangenheit wollten sie überwinden, nach vorne schauen und die Zukunft gemeinsam gestalten. Das waren und sind die Ziele der 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ), die 1948 bundesweit gegründet wurden. Am 2. Mai 1951 schlossen sich auch in Düsseldorf Christen und Juden zusammen. Am 17. November desselben Jahres wählten sie ihren Vereinsvorstand. Dieses Datum nimmt die GCJZ zum Anlass für eine Rückschau auf bewegte Zeiten und einen Blick in die nahe Zukunft. Denn das Jubiläum soll natürlich gefeiert werden. „Im Mai war das wegen Corona leider nicht möglich, deshalb haben wir in den nächsten Monaten einiges vor“, stellt Geschäftsführerin Andrea Sonnen in Aussicht.
Vorurteile lassen sich überwinden, wenn man aufeinander zu geht, sich für das Gegenüber interessiert. „Ein Grund dafür, warum die jüdischen Bürger im Dritten Reich nicht mehr geschützt wurden, war, dass es zwischen den Religionen eine große Kluft gab. Man blieb unter sich“, erklärt der evangelische Pfarrer und GCJZ-Vorsitzende Martin Fricke. Deshalb hatten es sich die christlich-jüdischen Gesellschaften nach dem Krieg zur Aufgabe gemacht, Barrieren niederzureißen. „Wir helfen beispielsweise bei der Pflege des jüdischen Friedhofs, besonders der Gräber, um die sich kein Familienmitglied mehr kümmern kann, weil niemand von ihnen das Dritte Reich überlebt hat.“
Besonders zu Beginn bot der Verein auch pädagogische Fortbildungen für Lehrer an. „Die fanden anfangs im Landtag statt, weil dort Platz genug war, denn es kamen 200 bis 300 Teilnehmer zu den Veranstaltungen“, sagt Andrea Sonnen. Die GCJZ beriet Verlage bei der Überarbeitung von Schulbüchern und initiierte 1952 eine jährlich stattfindende „Woche der Brüderlichkeit“, die im Mai 2022 wieder stattfinden soll.
„Es ist so viel Lebendigkeit in den jüdischen Traditionen, ich sehe unsere Zusammenarbeit als Bereicherung und kreativen Impuls“, resümiert Michael Dybowski, katholischer Vorsitzender der GCJZ. Bei seiner Arbeit in Schulen setzt er gern den „Judaica Koffer“, des Vereins ein, der religiöse Kultgegenstände des Judentums enthält. „Wirklich lebendig wird es, wenn jemand auch etwas dazu erzählen kann“, sagt er. Der Koffer kann beim Verein ausgeliehen werden, der auch über eine umfangreiche Bibliothek verfügt und sich über jede Unterstützung freut. Schon zu Beginn hatte die Gesellschaft in Düsseldorf über 300 Mitglieder. Heute sind es rund 540. Einer der längsten Unterstützer des GCJZ war der kürzlich verstorbene Verleger Manfred Droste.
Am 16. November stellt Maren Gottschalk im Haus der Kirche, Bastionstr. 6 ihre Biografie über Sophie Scholl vor. Weitere Veranstaltungen und Informationen über die Arbeit der GCJZ gibt es auf der Homepage: