CSD: Die bunteste Demo des Jahres

Beim Christopher Street Day traf Party auf Politik. Rededuell zwischen Volker Beck (Grüne) und Thomas Jarzombek (CDU).

Düsseldorf. Bunte Vögel und schräge Outfits soweit das Auge reicht: Die Landeshauptstadt stand am Wochenende ganz im Zeichen des Regenbogens. Tausende Lesben, Schwule und Transsexuelle feierten den 13. Düsseldorfer Christopher Street Day (CSD). Unter dem Motto „Da geht noch was...“ appellierten sie für mehr Toleranz in der Gesellschaft und für die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe.

Höhepunkt des dreitägigen Events war der farbenfrohe Demonstrationszug, der sich am Samstagnachmittag von der Friedrich-Ebert-Straße aus durch die Innenstadt schlängelte. Ziel der rund 25 Gruppen und Vereine war der Johannes-Rau-Platz — wie seit Jahren gewohnt, Dreh- und Angelpunkt des CSD. Hier sorgten Moderatorin Käthe Köstlich sowie eine Reihe musikalischer Acts wie die Düsseldorfer Kult-Band Porno al Forno, die Gießener Gruppe Effekt und der italienische Popsänger Osvaldo Supino aus Mailand für Stimmung.

Unter den ausgelassenen Besuchern fanden sich unterdessen viele eingefleischte Fans und treue Unterstützer des Düsseldorfer CSDs wieder. Chris Collier und Lavinia Laaks, die in ihren handgefertigten, orangefarbenen Paillettenroben wie zwei Feuerbälle über den Platz wirbelten, sind bereits seit 2004 dabei. „Wir lieben einfach die Atmosphäre und die Offenheit der Leute hier“, sagt das Duo, das unter dem Namen „Rheingold Divas“ die Travestiebühnen des Rheinlands unsicher macht. Neben einer bunten Party und reichlich Show bot der diesjährige Christopher Street Day jedoch auch Raum für die ein oder andere politische Debatte.

Mit Spannung erwartet wurde vor allem die von CSD-Organisator Kalle Wahle initiierte Podiumsdiskussion auf der großen Bühne. Erstmals sprach dort der Bundestagsabgeordnete und Düsseldorfer CDU-Chef Thomas Jarzombek, der sich in der Vergangenheit eher kritisch über die Einführung der Homo-Ehe geäußert hatte — und seine Teilnahme am CSD bislang auch stets verweigerte. Nicht so in diesem Jahr, bereits im Vorfeld hatte er sich mit Frontmann Wahle an einen Tisch gesetzt. Sehr zu Wahles Freude: „Das Gespräch ist super entspannt abgelaufen“, sagte er bereits vor dem CSD zur WZ. Und so nutzte er die Gelegenheit, um den Christdemokraten zu einem dreiminütigen Rededuell mit dem Grünen-Politiker Volker Beck aufzufordern.

Schnell machte Jarzombek klar, dass es wichtig sei, Toleranz zu üben. Jedoch müsse man auch die Unterschiede zwischen hetero- und homosexuellen Partnerschaften anerkennen. Jeder Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Gesinnung, sei aber sehr wohl gleich viel wert. „Man muss aber auch nicht jedes Ding auf den gleichen Namen bringen, wenn es Unterschiede gibt“, sagte Jarzombek weiter.

Das sieht Beck, der sich seit Jahren für die Rechte der LGBT-Gemeinschaft einsetzt, freilich anders: „Wir als Lesben und Schwule haben in den letzten Jahrzehnten unheimlich viel erreicht, das sieht man allein am Lebenspartnerschaftsgesetz.“ An den CDU-Chef gewand hatte er eine klare Botschaft: „Herr Jarzombek, da geht noch was!“

Rund um den Johannes-Rau-Platz präsentierten sich unterdessen auch andere Abgeordnete aller Parteien, um mit den Besuchern über Themen wie geschlechtliche Selbstbestimmung oder die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare zu diskutieren — mit Ausnahme der AfD. Die war die einzige Partei gewesen, die zuvor kein Interesse bei Kalle Wahle bekundet hatte. „Darüber bin ich auch froh“, hatte der schon vorher gesagt.

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