Dach aufgerissen: Streit um Künstlerbunker eskaliert
Weil Künstler ihr Atelier nicht räumen wollen, ergriff eine Behörde drastische Maßnahmen.
Düsseldorf. Als Wolfgang Robbe am Mittwochmorgen die Tür zu seinem Atelier aufschließen will, traut er kaum seinen Augen. Auf dem Bunker an der Reusrather Straße entfernen Handwerker die Dachpfannen.
Sofort läuft der Künstler die Treppe hoch, um zu sehen, was der Regen angerichtet hat: Mehrere, teilweise Jahrzehnte alte Kunstwerke, die in Museen in aller Welt zu sehen waren, sind durch die Löcher in der Decke nass geworden.
„Das ist ein Skandal sondergleichen. Wir werden hier mit Mafia-Methoden herausgedrängt“, schimpft Robbe, der auch die Verursacherin kennt: die Bundesanstalt für Immobilienaugaben. Die ist Eigentümerin des Bunkers und möchte diesen verkaufen. Deshalb versucht sie, Robbe und seinen Kollegen Martin Rothweiler zum Auszug zu bewegen.
Der Streit darum schwelt seit Ende 2011. Damals entschied sich die Bundesanstalt, den Bunker zu veräußern. Doch die Künstler stellten sich quer. „Als der Bunker vor 30 Jahren nicht mehr gebraucht wurde, waren die froh, einen Mieter zu finden“, erzählt Robbe, der immer davon ausging, „bis an mein Lebensende hier bleiben zu dürfen.“
Monatelang renovierten die Künstler in den 80er Jahren den 600 Quadratmeter großen Raum, bauten Büros und eine Küche, erneuerten Fenster und Böden. „Das haben wir alles selbst bezahlt. Und jetzt sollten wir ohne Entschädigung raus?“
Die Behörde sieht das so. Man habe lediglich das Haus an die Stadt verpachtet, die es an die Künstler untervermietete. Was diese dort investiert haben, sei nicht Thema der Behörde. Deshalb gebe es auch keine Entschädigung.
Wegen der festgefahrenen Positionen kam es zu keiner Einigung. Also ging die Bundesanstalt in die Offensive, kündigte den Pachtvertrag mit der Stadt zum 30. September 2012. Weil die Künstler zu diesem Zeitpunkt nicht ausgezogen waren, wurde Räumungsklage erhoben.
Daraufhin wollte die Stadt vermitteln und einigte sich mit Robbe und Rothweiler auf den 15. März für den Auszug. Doch die Bundesanstalt war nicht mehr an einem Kompromiss interessiert, „weil die Künstler uns immer wieder unannehmbare Bedingungen gestellt haben“, erklärt Norbert Stahl, bei der Bundesanstalt zuständig für die Liegenschaften. Schließlich muss sie 3200 Euro pro Monat zahlen, um das marode Dach abzustützen.
„Weil einzelne Dachpfannen drohen, auf den Bürgersteig zu fallen, mussten wir nun handeln“, sagt Stahl. Es handele sich nicht um einen Schnellschuss: „Wir haben seit 2011 Langmut bewiesen.“ Gleichwohl bedauert Stahl, dass Kunstwerke beschädigt wurden. Robbe sieht das anders: „Die sechs Wochen hätte man warten können. Hier wurde Kunst wissentlich zerstört.“