„Das ist Kunst ohne Schicki-Micki“

Der Katalog „Farbfieber“ stellt Wandmalerei aus 35 Jahren vor.

Der Platz ist gut: Nahe am Bilker S-Bahnhof und an der vielbefahrenen Merowinger Straße ist das Wandbild ein Blickfang. In der Kneipe nebenan haben Gäste einen Monat lang Ideen gesammelt, was sie auf der Häuserwand vis á vis gerne sehen würden. 2007 haben Klaus Klinger vom Verein Farbfieber und weitere Künstler losgelegt. Und noch immer bekommt er Reaktionen auf die dargestellten Menschen, die in dieser ins Unendliche wachsenden Stadt aus dem Bild kippen oder von der Schule direkt ins Arbeitsamt marschieren. Meist Zustimmung, selten Protest und häufig von Leuten, die nie ein Museum oder eine Galerie besucht haben. „Das ist Kunst in Düsseldorf ohne Schicki-Micki.“

Seit 35 Jahren schwingt sich der 58-Jährige auf Gerüste, um im öffentlichen Raum zu malen. Nun ist in der Fifty-Fifty-Edition ein Katalog erschienen, der einen Überblick zu „Farbfieber: mural, streetart, urbanart“ gibt. Neben einem Interview mit Klinger gibt es Fotos von Wandbildern: solche, die es noch gibt, und solche, die verschwunden sind. Wie zum Beispiel das mehr als 500 Quadratmeter große Werk am Parkhaus beim Landtag. Vodafone hat es 2006 abreißen lassen.

„Das hätte ich immer noch gerne wieder“, erklärt Klinger. Doch auch in weniger exponierten Lagen wirken die Künstler von Farbfieber. So haben sie einige Bahnunterführungen gestaltet. „Für die Bahn sind wir ein rotes Tuch. Aber diese versifften Orte, die muten sie uns zu.“ Ob es nun um Wandmalerei, Graffiti, Streetart oder Urbanart geht, all diese Strömungen will der Verein im kommenden September zusammen beim Festival „40 Grad — Urbanart“ vorstellen. „Bis dahin brauchen wir noch weitere Flächen.“ Über ein solches Angebot wie vom Hausbesitzer der Wand in Bilk 2007 würde sich Klinger jedenfalls sehr freuen.