Bei der Igedo rollt der Rubel

Die Glanzzeit der Modemesse ist vorbei, aber ihre Macher sind erfolgreich — vor allem in Moskau. Wie das geht, erklärt Igedo- Chefin Mirjam Dietz.

Düsseldorf. Alles begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer Straßenmodenschau auf der Kö. 1949 organisierte die Igedo das Event, im selben Jahr fand auch die erste Düsseldorfer Modemesse im Ehrenhof statt.

Die Collections-Premieren Düsseldorf (CPD) stiegen auf zur größten Modemesse weltweit — und erlebten dann einen tiefen Fall. Auch bei der Igedo Company hat sich viel verändert. Die Mitarbeiterzahl schrumpfte von 70 auf 30. Geld verdient das Unternehmen noch immer. Nur eben nicht mehr hier.

Frau Dietz, wie war Ihr Jahr 2013 bisher?

Mirjam Dietz: Stressig. Erst Florenz, dann einen Tag Düsseldorf. Eine Woche Berlin, Stop-over in Düsseldorf, dann Paris. Jetzt bin ich endlich mal hier.

Wie fanden Sie die Fashion Week in Berlin?

Dietz: Sehr gut. Das Gesamtpaket funktioniert. Es wird nur immer mehr und die Einkäufer verteilen sich dadurch sehr. Das spürt man. Aber es werden mittlerweile auf unserer Veranstaltung dort auch Orders geschrieben. Zumindest bei einer bestimmten Ausstellerschaft, es gilt nicht für alle. Immerhin: Unsere Messe „The Gallery Berlin“ ist mit 100 Kollektionen jetzt ans absolute Limit im Café Moskau gestoßen. Der nächste Schritt ist der Umzug. Das Angebot mit individueller Mode im mittleren bis gehobenen Preissegment kommt an. Ich würde sagen, wir könnten das Potenzial verdoppeln.

Gräbt die Gallery Berlin der Düsseldorfer Gallery, die am Wochenende startet, das Wasser ab?

Dietz: Überhaupt nicht. Rund 70 Prozent der Marken sind sogar Doppelaussteller. Und wir hatten in Berlin jetzt wieder Anfragen von Marken, die auch nach Düsseldorf wollten.

Aber?

Dietz: Wir haben für Düsseldorf schon eine Warteliste. Zum Glück konnten wir uns jetzt auch im ehemaligen US-Generalkonsulat, das wir „Botschaft“ nennen, ein bisschen vergrößern. Trotz des Denkmalschutzes durften wir ein paar Bürowände entfernen — da hat die Kooperation mit der Stadt toll funktioniert. So haben wir 400 Quadratmeter gewonnen und können 50 Kollektionen mehr zeigen — wir sind jetzt bei 230 Kollektionen.

Also müssen Sie auch in Düsseldorf bald wieder umziehen?

Dietz: Das steht nicht zur Debatte! Wir sind froh, dass wir eine neue Positionierung für unsere Messe erreicht haben — wie schwer es ist, hier eine kommerzielle Veranstaltung zu spielen, hat man ja mitbekommen. Unser Trumpf ist aber die Lage in direkter Nachbarschaft zu den Showrooms an Cecilienallee und Kaiserswerther Straße. Auch die Messe „Supreme“ im B1 am Benningsen-Platz ist nur 500 Meter entfernt. Das wollen wir keinesfalls aufgeben. Und wir schreiben lieber eine Erfolgsstory mit einem begrenzten Produkt als schnell zu wachsen und einen Flop zu landen.

Lässt sich denn mit diesem begrenzten Produkt Geld machen?

Dietz: Wir hatten mit der Igedo im vergangenen Jahr das beste Ergebnis in der Firmengeschichte.

Und das nach der Schrumpfkur in den vergangenen Jahren . . .

Dietz: Es war eine der großen Aufgaben von Philipp Kronen, das Unternehmen wieder fit zu machen. Kein leichter Prozess.

Aber mit der Düsseldorfer Messe fahren Sie doch keine großen Gewinne ein, oder?

Dietz: Die Gallery ist nicht defizitär — und das ist schön. Wir sind ein Düsseldorfer Unternehmen und wollen im Heimatmarkt präsent sein — trotzdem war es notwendig, auch in Berlin eine Veranstaltung anzubieten, um Marken an uns zu binden. Die neue Location „Botschaft“ gibt uns nun aber die Möglichkeit, auch hier etwas auszutesten. Im Juli bieten wir vor der Gallery eine Kindermesse „The little Gallery“ an. Es läuft gut. Aber ja: Unser Hauptgeschäft liegt heute im Ausland.

Wie entwickelt sich die CPM in Moskau?

Dietz: Die ist weiterhin auf Wachstumskurs. Zuletzt hatten wir auf 54 000 Quadratmetern 1000 Aussteller mit 1500 Kollektionen. Das ist gigantisch groß.

Hört sich an, als wäre die CPM jetzt, was früher mal die CPD war.

Dietz: Für Russland ist auch genau das richtig, was der CPD immer vorgeworfen wurde: ein breites Angebotsspektrum. Bei dem riesigen Einzugsgebiet der Messe und dem Potenzial ist das notwendig. Die CPM Kids platzt aus allen Nähten. Wir haben eine „Body and Beach“ für Lingerie und Bademode neu lanciert.

Was wurde denn aus der CPI in Istanbul, die 2010 Premiere feierte?

Dietz: Die Ausrichtung war zu unklar, die Veranstaltung wurde erst einmal ausgesetzt. Aber wir haben einen Fuß in der Tür und glauben nach wie vor sehr an das Potenzial in der Zukunft.

Gibt es noch andere Länder, die Sie reizen?

Dietz: Es gibt in Südamerika sehr interessante Märkte, aber die sind sehr speziell. Wir beobachten es, müssten aber erst einmal tief in die Recherche einsteigen. In den gesamten GUS-Staaten haben wir durch die CPM einen sehr guten Ruf, dort wären kleinere Satelliten denkbar — wir wollen die Messe in Moskau ja nicht kannibalisieren.