Mode-Wochenende ohne Dachmarke — aber mit Erfolg
In der Modestadt wird auch ohne CPD ein gutes Geschäft gemacht. Doch in der Branche gibt es Unsicherheiten.
Düsseldorf. „Wir fahren zum Orderwochenende.“ So beantwortet eine Einkäuferin aus Hamburg die Frage, zu welchem Anlass sie am Samstag nach Düsseldorf gekommen ist. Das Modewochenende fand bisher immer unter dem Stichwort CPD statt — trotz Schrumpfens, trotz des Abwanderns vieler Marken in Showrooms. Selbst diese luden ihre Kunden meist mit dem Hinweis auf die Modemesse zu just diesem Wochenende ein. Doch die CPD gibt es nicht mehr — das führt zu Hoffnungen und zu Irritationen.
Für Hoffnung ist dieser Tage Igedo-Chefin Mirjam Dietz zuständig. Am Samstagnachmittag sitzt sie gut gelaunt bei einem Weißwein an den apfelgrünen Bänken im Innenhof der „Botschaft“ an der Cecilienallee. Dort findet bis Montag die erste „Gallery Düsseldorf“ statt — eine Igedo-Messe abseits des Messegeländes. „Seit 9 Uhr hatten wir Schlangen, es war voll“, freut sich Dietz.
Das bestätigt Marco Grenz vom Label Gudrun Grenz. „Ich konnte nicht einmal durchatmen. Ein toller Erfolg. Wir haben viele neue Gesichter gesehen, die wir auf der CPD nicht gesehen haben.“ Die Rückmeldungen der Kunden zur neuen Location seien sehr positiv. „Das Haus ist toll“, sagt auch Designerin Soraya Azizi. Zuvor auf der CPD hätten Kunden oftmals bemängelt, „es sähe aus wie auf einem Basar“. Das Bild bei der Gallery sei stimmiger — wenn sie sich auch eine noch stärkere Konzentration auf Avantgarde-Mode wünscht.
Mirjam Dietz weiß aber auch um die Kehrseite der Medaille. Vor dem Wochenende hat sie Fachzeitschriften gewälzt und beobachtet, wie die Marken jetzt nach Düsseldorf einladen. „Manche schreiben Gallery/CPD, manche CPD, Düsseldorfer Ordertage oder Fashion Week Düsseldorf. Totale Konfusion“, erklärt sie. So sieht es auch auf der Messe selbst aus. „Ich sage immer noch CPD“, meint Einzelhändlerin Gabriele Becker aus Hamburg. Von „großer Irritation“ spricht Joachim Lutzay aus Stuttgart. „Durch die Vielzahl der Anbieter ist es ein interessanter Standort. Aber die Leitlinie fehlt.“
Die aktuelle Vielfalt sieht auch Norbert Reipert als Plus. Mit der Marke Villa Gaia stellt er auf der Premium im Hafen aus. „Es ist immer gut, wenn man mehrere Player hat.“ Die meisten Einzelhändler besuchten mit Premium, Gallery und Supreme gleich alle drei Messen. „Alle Kollektionen sind in dieser Woche in Düsseldorf verfügbar“, sagt Reipert. „Es macht eine Stadt interessant, wenn es mehrere Möglichkeiten gibt“, glaubt auch Designerin Anett Röstel. Ein Problem sei aber, dass die meisten Einkäufer nur zwei Tage Zeit hätten — deshalb sei es langfristig wünschenswert, dass die verschiedenen Veranstaltungen näher zusammenrücken.
Und einen gemeinsamen Namen bekommen? „Man braucht eine Dachmarke“, glaubt Igedo-Chefin Dietz. Das sei die Herausforderung für den Verein Fashion Net, in dem Modemacher, Messemacher und Stadt zusammenarbeiten, in der Zukunft. Peter Lohèl von Sem per Lei hingegen findet entscheidender, dass die Termin-Koordination klappt — und das hat sie diesmal auch ohne CPD. „Der Name ist unwichtig“, findet er. Seinen Glauben an den Standort Düsseldorf hat er am Wochenende damit bewiesen, dass sein Label einen neuen Showroom an der Kaiserswerther Straße eröffnet hat. Mit dabei war auch Topmodel Franziska Knuppe, eine waschechte Berlinerin, die in der Hauptstadt bei der Fashion Week läuft. In Düsseldorf gibt es für sie an diesem Wochenende ein paar Fotos und Prosecco an der Bar — Laufstege abzuschreiten gilt es nicht. „Hier wird keine Mode gezeigt, hier wird geordert“, hat das Model beobachtet. So ist das nun einmal dieser Tage in Düsseldorf.