Harald Glööckler auf der Köö

Der „Prince of Pompöös“ signiert in der Mayerschen — und zieht eine Menschenmasse an, die fast so bunt ist wie er selbst.

Düsseldorf. Was ist da los am Samstagnachmittag mitten in der City? An die Schlangen vor Abercrombie & Fitch hat man sich ja inzwischen gewöhnt, aber warum knubbelt’s sich am Mode-Wochenende vor der seriösen Mayerschen? Sabine Comouth aus Mönchengladbach ist auf Krücken aus Mönchengladbach gekommen, um in der Buchhandlung ihr Idol live zu erleben. Jetzt kriegt sie weiße Knöchel an den Händen, als ein Schrei durch die Menge geht, der wie eine Welle einem Mann mit Sonnenbrille und weißer Ansteckblume am schwarzen Anzug folgt: Harald Glööckler, selbsternannter „Prince of Pompöös“, zieht ein mit seinem Hofstaat, um der Kö noch ein paar „Ö“ hinzuzufügen — so wie seinem Namen. Und um sein drittes Buch zu signieren. Vielversprechender Titel: „Jede Frau ist eine Prinzessin“.

Versprechen der Mayerschen: Glööckler hautnah. Gilt erstmal nur für die Fans untereinander: Gestandene Frauen, ältere Männer, Freundinnen, illustre Pärchen von grundverschieden bis gleichgeschlechtlich, Paradiesvögel wie dieser tätowierte Glatzkopf mit dem zum Zopf geflochtenen Bart bis zum Bauchnabel, die vollbusige lila Lady mit dem hechelnden Mops, der blasse Beamtentyp mit der unfreiwillig modernen Kassenbrille, die giggelnden moppeligen Teenager.

Marcel und Marcel aus Dorsten, verheiratet (miteinander), sind fast so durchgestylt wie Glööckler. Den finden sie einfach gut, „weil der sein Leben lebt, wie er es will“. Sie haben gleich noch die Biografie ihres Idols zum Signieren mitgebracht. Ob da eine Stunde reicht? „Der zieht das durch“, beruhigt Monika Bartusch und seufzt: „Ich verehre ihn.“ Warum? „Als Mensch, der aus dem Nichts ein Imperium geschaffen hat, ein einfacher Junger, der sich seine Visionen erfüllt hat.“ Klar, trägt sie seine Mode: „Ich habe auch die Bettwäsche und benutze die Creme.“ Alles Gööckler, oder was? Auch Klaus Lohmann ist auf Rosen gebettet, gedruckt auf Glööckler-Bettwäsche. Beweis: ein Din-A4-Foto, das er signieren lassen will. „Darin schlaf ich so schön.“

Seine Verehrerinnen seien es gewesen, die ihn zu diesem Buch angestiftet hätten, gesteht Glööckler, der gern aus seiner Fan-Post zitiert: „Die Frauen haben mir geschrieben: Sie haben mein Leben verändert, ja, Sie haben es gerettet“. Immer wieder fragten sie nach einem, seinem Erfolgsgeheimnis? Jetzt ist’s gedruckt.

Wer ist dieser schrille Typ? Ein Phänomen, das polarisiert: bewundert, belächelt, beneidet. Eigentlich unbeschreiblich. Titel wie Prinz Karneval der Modebranche, deutsche Antwort auf Versace, Mischung aus Zarah Leander und Elvis, Coco Chanel auf LSD, Kevin Kuranyi unter Starkstrom lassen Glööckler kalt. Der Mann ist längst seine eigene Marke und macht sein Ding. Und das sind inzwischen viele Dinge. Zum Beispiel Teleshopping bei QVC — warum er oft in Düsseldorf ist und dann auch gleich im Breidenbacher Hof sein eigenes Pasta-Menu kreiert.

Längst lägen Anfragen aus Frankreich, Italien, Korea, Russland, den Arabischen Emiraten und USA vor, er möge doch auch für sie auf Sendung gehen, erzählt Glööcklers langjähriger Geschäfts- und Lebenspartner Dieter Schroth in Berlin, wo die beiden hoch über Unter den Linden 1400 Quadratmeter für ihre pompösen Showräume angemietet haben.

Der Erfolg fußt auf Lizenzen. Glööckler brütet Ideen aus, Partner produzieren: Mode, Schmuck, Kosmetik, Accessoires, Heimtextilien, Heimtierbedarf, zum Beispiel Handy- und Hundemäntelchen mit Swarovski-Steinchen. Dazwischen bleibt immer noch genügend Zeit zur Selbstinszenierung, sei es als Juror bei „Let’s dance“ oder einer mehrteiligen TV-Doku bei Vox.

So einer muss nicht seriös sein. Aber er kann. Hat ihn doch sogar der „Spiegel“ geadelt als „erfolgreichsten deutschen Modemacher“ mit den Worten: „Über Glööckler kann man lächeln. Aber über Erfolg?“