Daimler: IG Metall fürchtet Kahlschlag im Sprinter-Werk
1800 Arbeitsplätze in Gefahr: Ende Oktober entscheidet sich, ob ein Teil der Produktion nach Übersee geht.
Düsseldorf. Zumindest da sind Unternehmensführung und Betriebsrat von Daimler einer Meinung: Der Sprinter ist in Amerika ein Erfolgsmodell. Einst wollte niemand so recht glauben, dass der Transporter mit seinem Dieselmotor das Interesse des Amerikaners wecken könnte. Mittlerweile hat er auf dem amerikanischen Transporter-Markt laut Betriebsrat einen Gesamtanteil von rund zehn Prozent. Tendenz steigend.
Doch gerade das könnte den rund 6500 Mitarbeitern im Düsseldorfer Werk, die den Wagen fertigen, zum Verhängnis werden: Denn weil der Sprinter sich in Amerika verkauft, plant das Unternehmen, in ein neues Werk in Übersee zu investieren und einen Teil der Produktion dorthin zu verlagern. Um Einfuhrzölle zu umgehen, werden die Wagen derzeit noch vor der Verschiffung aufwendig auseinandergebaut und dann im Werk in Charleston wieder zusammengesetzt.
Rollt der Sprinter 2018 tatsächlich in Nordamerika vom Band, geht damit ein Arbeitsplatzabbau in Düsseldorf einher. Die Rede ist von einer gesamten Schicht, das Unternehmen spricht von 1000 Stellen. Für Betriebsratsvorsitzenden Thomas Weilbier könnten aber deutlich mehr Daimleraner betroffen sein. Er geht von 1800 Mitarbeitern aus, die auf der Straße stehen könnten.
Für die Belegschaft ist das besonders bitter, weil das Werk profitabel arbeitet: „Wenn Daimler für viel Geld in Nordamerika neue Kapazitäten aufbaut, werden wir das nicht unterstützen.“ Zumal das Unternehmen die Kooperation mit VW 2013 mit dem Hinweis für beendet erklärt habe, die Kapazitäten würden für den Bau des neuen Sprinters benötigt. Der VW-Crafter wird in Düsseldorf nur noch bis 2016 produziert.
Für Nihat Öztürk, Geschäftsführer der IG-Metall Düsseldorf-Neuss, stellen die Pläne eine Kehrtwende in der Unternehmenspolitik von Daimler dar. Gewinne, die die Düsseldorfer Belegschaft erwirtschaftet habe, würden nun woanders investiert: „Wir sind alarmiert. Das kann einen Dammbruch auslösen“, ist seine Einschätzung. Nun wollen Betriebsrat und IG-Metall in Gespräche mit der Unternehmensführung einsteigen.
Bereits Ende Oktober erwartet der Betriebsrat eine Entscheidung von Seiten der Unternehmensführung, ob das Werk in den USA gebaut wird. Bedeckt hält sich bisher noch OB Thomas Geisel. Er ist am Mittwoch zu Gesprächen in Düsseldorfs Vorzeige-Werk und will sich erst danach äußern.