Schulserie Schüler und Lehrer sind stolz: „Wir sind Scholl“
Düsseldorf · In unserer Serie stellen wir die Schulen der Stadt vor. Dieses Mal: das Geschwister-Scholl-Gymnasium. Am Ende des Jahres wählt eine Jury die Träger des WZ-Schulpreises, den WZ und Stadtwerke vergeben.
Kaum eine Schule erfindet so viele Wortspiele um seinen Namen wie das Geschwister-Scholl-Gymnasium. Da zeigen die Scholler der sechsten Klasse ihren Schollgarten, präsentieren Schollagen in ihren Schollegeblöcken, die sie im Rahmen der ersten Projektwoche erstellt haben, und der Schollleiter erzählt, was das Gymnasium am Volksgarten so besonders macht.
Seit mehr als 100 Jahren ist es, auch wenn unter anderen Namen und an anderen Adressen, ein Ort des Lernens, vielleicht sogar ein zweites Zuhause für unzählige Schüler — und seit dem Schuljahr 1968/69 auch für Schülerinnen. Hugo Henkel legte im Jahr 1900 in der „Oberrealschule am Fürstenwall“ sein Abitur ab. Nachdem das alte Schulgebäude während des Zweiten Weltkriegs zerstört worden war, fand Unterricht an der Ellerstraße zusammen mit dem Lessing-Gymnasium im Schichtunterricht statt. Im Jahr 1961 zog schließlich die kurz zuvor umgetaufte Schule, das Geschwister-Scholl-Gymnasium, an die Redinghovenstraße um.
Zurzeit besuchen knapp 1000 Schüler das fünfzügige Gymnasium. Der Unterricht ist nach dem Doppelstundenmodell strukturiert. Musikinteressierten Schülern wird in der fünften, sechsten und siebten Klasse sowohl eine Chor- als auch Orchesterklasse angeboten, deren insgesamt etwa 150 Mitglieder das Gelernte in den fünf jährlichen Konzerten präsentieren. Statt einer Doppelstunde Kunst stehen im Stundenplan der Orchesterklasse zwei besondere Einzelstunden: Ensembleunterricht und Registerunterricht, letzterer in Kooperation mit der Musikschule Rhein-Ruhr.
„Wir sind Scholl“ — nicht nur Schüler, sondern auch das überwiegend junge Kollegium und die Eltern sind stolz, zur Schulgemeinde zu gehören, sagt Schulleiter, Hans-Hermann Schrader. „Das Gemeinschaftsgefühl an dieser Schule ist besonders stark“, meint der 66-Jährige. Er hat sich vor 20 Jahren auf die ausgeschriebene Stelle beworben und nach seinem Vorstellungsgespräch und der ersten Schulkonferenz das Gymnasium „mit einem guten Bauchgefühl“ verlassen. Und genauso werde er nächstes Jahr das Schulgebäude für ein letztes Mal verlassen – er geht als „einer der Letzten aus der alten Garde“ in den Ruhestand. Obwohl er noch nicht weiß, wer sein Nachfolger sein wird, hat er keine Sorgen. Denn: „Im Scholl arbeitet man im Team“, sagt er.
Das Schullandheim im Allgäu namens Hitzenlinde trägt laut Schrader maßgeblich zum Gemeinschaftsgefühl von Lehrern und Schülern bei. Hitzenlinde steht schon seit dem Jahr 1924 der Schule zur Verfügung. Mindestens viermal in seiner Schulzeit fährt jeder Schüler für jeweils neun Tage dort hin. „Ich freue mich sehr auf den Frühling, dann fahren wir zum ersten Mal ohne Eltern und zusammen als eine Klasse für neun Tagen nach Hitzenlinde“, sagt Ajla, Schülerin einer fünften Klasse. Das Schullandheim liegt abseits vom Verkehr unmittelbar am Eschach, in dem die Schüler im Sommer planschen. Im Winter wird Ski gefahren.
Für die Schüler und Eltern ist auch der Schüleraustausch sehr wichtig. Es gibt Partnerschulen in Australien, China, Frankreich, Israel und Russland. „Es ist cool, dass die Schule so viele Partnerschulen hat. Es ermöglicht, in so viele Länder zu reisen und neue Erfahrungen zu machen“, sagt Nils, Schüler der zehnten Klasse.
Trotz des Trubels während der zweiten großen Pause im Treppenhaus des Hauptgebäudes fällt der Blick unweigerlich auf die Marmorplatte an der Wand. Die Inschrift „Wir schweigen nicht“ stammt aus einem Flugblatt der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ und gibt in Kurzform die zentrale Botschaft des ersten Scholl-Appells wieder. Verpflichtet durch die Geschichte der Namensgeber, Hans und Sophie Scholl, wird dieser erste Scholl-Appell aus dem Jahr 1993 alle paar Jahre erneuert. Die Schule steht ein gegen Diskriminierung, für Menschlichkeit, Toleranz, Zivilcourage und ein sozial verantwortliches Miteinander. Auch ein Scholl-Preis für besonderes Engagement wird regelmäßig vergeben.
Bei diesen Grundsätzen ist es nicht verwunderlich, dass viele Schüler auch in Sachen Klimaschutz nicht schweigen und sich der Bewegung „Fridays for Future“ angeschlossen haben. „Als ein öffentliches Gymnasium müssen wir leider auf die Erhaltung der Schulpflicht achten. Wer sich den Protesten freitags anschließt, fehlt unentschuldigt“, sagt der Schulleiter. „Unsere Schüler fördern wir aber, selbst zu entscheiden, ob sie das in Kauf nehmen“, sagt Schrader und betont, dass das Thema Nachhaltigkeit schon längst einer der wesentlichen Aspekte des Schullebens am Scholl sei. So gibt es einen Eine-Welt-Laden im Foyer der Schule, in dem jeden Tag Schüler der gleichnamigen AG Fair-trade und umweltfreundliche Schulmaterialien, Snacks und Getränke verkaufen. Mit dem Erlös wird das Friedensdorf in Oberhausen unterstützt. Im Jahr 2013 ist das Gymnasium als „Fairtrade-School“ und im Jahr 2015 als „Schule der Zukunft — Bildung für Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet worden.
In den kommenden Jahren soll sich nicht nur die Leitung der Schule ändern. Nach dem Willen des jungen Kollegiums soll es vor allem in Sachen Digitalisierung weitergehen. Aktuell verfügt das Gymnasium über zwei Computerräume und Beamer. „Wir haben mittlerweile W-Lan und sind gerade dabei, die ersten Sätze iPads anzuschaffen“, sagt der Schulleiter. Auch baulich stehen Änderungen bevor: Die Schule soll eine Mensa bekommen. Aktuell wird in der Aula gegessen, das Essen in einem Container vor der Aula erwärmt. Das alles soll sich ändern. Vorbei mit Essengerüchen, mit dem Duft von Fisch in der Nase der Chor- und Orchestermitglieder. Dann steht die Aula endlich rund um die Uhr für Proben und Projekte zur Verfügung und die Schüler haben endlich eine echte „Schollmensa“.