Interview Wie kommt ein Hund zum Film?

Düsseldorf · Interview Der Film-Hundetrainer Dirk Lenzen betreibt seine Tierfilmagentur „Animal Star“ in Lörick. Von ihm vermittelte Hunde haben schon mit Tom Cruise und im Tatort gespielt.

Auch kleine Fellnasen wie Momo und Billie können zum Filmstar werden, meint Hundetrainer Dirk Lenzen.

Foto: Claudia Hötzendorfer

Im Münsteraner „Tatort“ laufen zwei Doggen durch Professor Börnes Pathologie. In der Hollywood-Produktion „Walküre“ mit Tom Cruise spielt ein Schäferhund die Rolle von Hitlers Hündin Blondi. Trainiert wurden die Vierbeiner von einem Düsseldorfer. Dirk Lenzen gehört zu Deutschlands gefragtesten Experten, wenn es um Vierbeiner für TV- und Filmproduktionen geht. In Lörick betreibt er mit „Animal Star“ seit den 1990er Jahren eine Casting-Agentur und Hundeschule.

Wie war es, mit Tom Cruise zu drehen?

Dirk Lenzen: Das war natürlich ein Highlight. Für den Film habe ich auch ein Pferd besorgt. Die Produktion hatte mir dafür ein Foto geschickt, weil das Tier so aussehen musste, wie man Pferde damals beim Militär noch einsetzte.

Sie waren ja bei vielen „Tatort“-Drehs dabei.

Lenzen: Angefangen habe ich tatsächlich damals mit Schimanski. Später kamen dann „Tatort“‘-Folgen aus Dortmund, Köln und Münster dazu. Ich habe auch sehr viele Serien gemacht, wie „Lindenstraße“, „Unter uns“, „Verbotene Liebe“ und Comedy mit Anke Engelke und Bastian Pastewka.

Sagt eine Produktion immer genau, was sie sucht? Zum Beispiel zwei Doggen für den Münsteraner „Tatort“.

Lenzen: Die haben meist eine klare Vorstellung davon, was sie haben wollen. Ehrlich gesagt, arbeite ich auch am liebsten so, wenn ich klare Ansagen bekomme, was gesucht wird. Das erleichtert mir dann die Suche nach dem passenden Kandidaten. Oft bekomme ich ein Foto aus dem Internet als Anhaltspunkt. Es gibt aber auch Auftraggeber, beispielsweise aus dem Bereich Futterhersteller, die haben zum Beispiel Weimaraner Welpen gehabt und brauchten noch passende erwachsene Tiere. Da wurde ich gezielt mit dem Casting beauftragt und am Set in Frankfurt haben dann drei Welpen auf mich gewartet, die ich gar nicht kannte.

Sie sind schon viele Jahre im Geschäft. Was hat sich verändert?

Lenzen: Definitiv die Budgets. Heute wird vor allem bei den deutschen Produktionen um jeden Euro gefeilscht. Früher musste ich noch viele Vordressuren leisten, die auch entsprechend bezahlt wurden. Dafür ist heute in der Regel kein Geld mehr da. Aber das Schöne ist, das mittlerweile viele Hundehalter ihrem Vierbeiner schon Sachen beibringen, die man am Film- oder TV-Set sehr gut gebrauchen kann. Damit kann ich schon im Vorfeld gezielt aussuchen, was der Hund bereits kann und was nicht. So wird meine Arbeit natürlich leichter.

Sie haben rund 7000 Hunde in Ihrer Kartei. Was sollte ein Vierbeiner können, um aufgenommen zu werden?

Lenzen: Die Grundkommandos sind eine wichtige Voraussetzung, auch das am Platz bleiben und mit einer fremden Person mitgehen ist gern gesehen. Wenn der Hund dann noch ein paar Tricks kann, wie auf Kommando bellen, ist das ein weiteres Plus. Aber ich muss ganz klar sagen, dass ich nicht garantieren kann, ob ein Hund dann auch für eine Produktion genommen wird, Denn das entscheide nicht ich, sondern der Auftraggeber.

Gibt es auch schwarze Schafe in der Branche?

Lenzen: Leider ja. Die knöpfen den Leuten viel Geld für Casting und Set-Karte ab. Drücken ihnen dann eine Liste mit Senderadressen in die Hand, die völlig wertlos sind, weil nur Produktionsfirmen Filme drehen, keine Sender. Wichtig ist, dass ein Filmhundetrainer eine Genehmigung nach § 11 Tierschutzgesetz hat. Denn nur dann darf er auch entsprechend Vierbeiner an Produktionen vermitteln.

Wie gehen Hundehalter damit um, wenn Sie ihren Liebling nicht in Ihre Kartei aufnehmen?

Lenzen: Unterschiedlich. Manche kommen damit überhaupt nicht klar und kontaktieren mich immer wieder. Sie würden auch dafür bezahlen, wenn ihr Hund nur einmal in einem Film auftaucht und schrecken selbst davor nicht zurück, ihn mit Farbe zu besprühen oder ihm eine blöde Frisur zu verpassen.
Ich hatte auch schon den Fall, da wurde ich von einem Hundehalter sogar bedroht.

Sie casten aber immer nur regelmäßig, oder?

Lenzen: Ich suche immer wieder neue geeignete Kandidaten. Deshalb veranstalte ich regelmäßig Castings. In der Woche bekomme ich aber auch zwischen 15 und 25 Bewerbungen per Mail, mit einem Profil, Fotos und Videos.

Dirk Lenzen arbeitet seit den 1990er Jahren als Filmhundetrainer. Er betreibt in Lörick eine Hundeschule und hat zwei Bücher zum Thema Erziehung von Vierbeinern veröffentlicht.

Infos zu Castings und zum Training unter: